wohin bist geflogen, mein sohn

mein junge, trost meiner seele du
und herzblut meines herzens
du vögelchen des armen hofs
du blume meiner schmerzen.

wohin bist du geflogen, mein sohn
warum mußtest du verstummen?
nun ist der vogelbauer leer
und ohne wasser der brunnen.

mit deinen händen, so weich und zart
die tausendmal ich berührte
hab ich die erde ganz umfaßt
als ob sie mir gehörte.

wohin bist du geflogen, mein sohn
warum mußtest du verstummen?
nun ist der vogelbauer leer
und ohne wasser der brunnen.

durch deine jugend ward ich jung
konnt lachen, kannte keine not
und meines alters nicht gewahr
konnt ich verlachen selbst den tod.

wohin bist du geflogen, mein sohn
warum mußtest du verstummen?
nun ist der vogelbauer leer
und ohne wasser der brunnen.

jannis ritsos / ludwig streng

ich öffne die tür
weil er sich nicht gesetzen beugte
nur diese eine schwalbe
wir sind zu zweit
zeit der klarheit
abend
wohin bist du geflogen, mein sohn
ballen sie ihre fäuste
es kann kein baum hier blühn
das recht der erde
es gibt kein wasser
aufstehn
ich bin es müde
der lächelnde junge
balkon der nächte
das hohelied
nur noch ein wenig
der bär
alte straßen
drei leben