abend

so träumend leicht, so nächtigt dort mein denken
am garten und am see und auch im treibhaus
wo meine rosen müde ihre blätter senken
am fensterglas, da haucht der tag sein leben aus.

war also alles süße pracht, vergang'ne nacht.

und immer gleich die ungestillte sehnsucht
die wird zu einem stern, wunderschön und strahlend weiß.
doch eine wolke, die weit oben meinen sternen sucht
legt sich auf ihn so schwer, bis er zerfällt ganz leis.

war also alles süße pracht, vergang'ne nacht.

so unbeschreiblich schön - in ehrfurcht ich verharre -
die letzte rose, wie sie vor der nacht verblüht.
tote blätter fall'n auf den see, den hellen, klaren
wieder naht ein stern: ach sehnsucht, die weiterglüht.

war also alles süße pracht, vergang'ne nacht.

kostas karyotakis / sabine kühnrich

ich öffne die tür
weil er sich nicht gesetzen beugte
nur diese eine schwalbe
wir sind zu zweit
zeit der klarheit
abend
wohin bist du geflogen, mein sohn
ballen sie ihre fäuste
es kann kein baum hier blühn
das recht der erde
es gibt kein wasser
aufstehn
ich bin es müde
der lächelnde junge
balkon der nächte
das hohelied
nur noch ein wenig
der bär
alte straßen
drei leben