Die Zungen der Verleumder
In Druckerschwärze und in grünem Rotz,
In Hundedreck, im Ausfluß von Geschwüren,
Im Brei, wie ihn ein kranker Säufer kotzt,
Im warmen Most, gekeltert von den Nieren,
In Pfützen, drin sich gift'ge Schlangen rühren,
In Tropfen, die man bei der Grippe niest,
In der Kloake, draus der Pesthauch sprießt,
Im gelben Schmalz lang nicht gewaschner Ohren,
Im Saft der aus gebrauchten Huren fließt,
Muß man die Zungen der Verleumder schmoren.
Auf Betten, deren Feder Dornen sind,
Wo Flöhe hungrig wie in Tollwut beißen,
Wo sie umfächelt arschgeborner Wind,
Wo sie bedeckt und wärmt ein Berg von Scheiße,
Auf Bärenhäuten, durch die Mordlust zuckt,
Auf alten Weibern, die die Krätze juckt,
Auch wo man ihre Hälse schnürt an Linden,
An Kratern, darin schon die Lava spuckt,
Dort solln die müden Spitzel Ruhe finden.
Mit Staub, der giftig Stadt und Land befliegt,
Mit Hechten, die im Seuchenfluß krepieren,
Mit Hoden, die ihr Strahlenteil gekriegt,
Mit Sauhirn, faul und kalkig wie die ihren,
Mit einem Herz, das nur dank Spritzen schlägt,
Mit Knochen, daran Spondylose sägt,
Dazu mit 'nem Ragout aus Eisen,
Das man auf Tellerminen vor sie trägt,
Muß man die Lenker der Nationen speisen.
(nach Francois Villon, 1983)