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YossifDa ihre Genossen für Laila alle
nötigen Papiere und für mich eine Checkliste angefertigt
hatten, war es kein Problem, am Jahrestag der Großen
Sozialis- Yossif... Noch während wir auf ihn warteten, hatte er mich zu mehr Initiative und Mut vor Schreibtischen angetrieben, als ich je zuvor bewiesen hatte, und er war für mich seit dem ersten Geschrei in meinen Armen ein Geschenk der Götter, von Partei- und Staatsführung und der Vereinigten und besonderen Oberkommandos.
Es begann mit seinem Namen:
Halb ein entfernter, aber direkter Nachfahre des
Propheten, halb ein preußisch exakter und mit Heines
Sprache aufwachsender deutscher Freund hieß das Baby
nach dem Vater der Völker und Sieger über Hitler. Mir
mißfiel das zwar, aber Laila hatte der Büro- Nachdem Yossif aus ihrem Bauch
heraus war, war Laila noch schöner als mit diesem Bauch,
zwar breit in den Schultern und vom Kampfsporttraining
muskulös, aber eben auch fein und klein, und ihre Brüste
waren noch runder und zudem saftig geworden. Sie stand
zu jedem Stillen klaglos und schnell, wie für einen
Einsatz hinter den feindlichen Linien auf, und sie
vergaß über ihrer Buchführung zu den Millilitern Milch,
über Größen- und Gewichts- Auch vom Nachdenken, ob und wann
Laila begonnen haben könnte, mich doch zu lieben,
befreite mich Yossifs Da Sein. Mir war herzlich egal,
wie man eine Seligkeit nennen mochte, in die erst vorm
Einkaufen der Baby- Daß meine Mutter und meine Tanten nach der plötzlichen Einladung zu meiner Hochzeit mit einer schwangeren Türkin eine halbe Stunde gebraucht hatten, um über den Ärger hinweg zu kommen und sich an den Gedanken zu gewöhnen, hatte uns über den Winter gebracht. Der erste Kinderwagen und die Grundausstattung wurden ja billig bis umsonst an Bekannte und die Kinder von Bekannten weitergegeben, und kleine Zuzahlungen zu den kleinen Stipendien waren auch etwas übliches. Nach dem Wehrdienst bekam ich ein größeres Stipendium (um die zweihundertfünfzig Mark, glaube ich), und Kindergeld stand uns zu, aber eine mittellose und nicht arbeitende Studenten-Gattin war im ganzen, im ganzen auch wirklich nicht unsozialen Sozialsystem der DDR nicht vorgesehen. Und unser Problem wuchs: Im Mai wurde Lailas Bewerbung zum Studium abgelehnt, die für Kulturwissenschaft, die philosophische und vorbeugend jede weitere. Sie war ja auch in den Westen abgehauen, witzelten wir, bis auf ihre Beschwerde die Botschaft tatsächlich ausrichtete, daß Laila passiert war, was sich ganze Republiken noch zwanzig Jahre lang vergeblich wünschten: sie war aus der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken ausgeschlossen worden. Es gab ein Konsulat und es gab ein Haus der deutsch-sowjetischen Freundschaft, wo sie Laila weder als Dolmetscherin noch als Pförtnerin anstellen wollten, und keine Schule mit Russisch-Spezialklassen und kein Verlag mit günstigem Profil durfte Interesse an Lailas landeskundlichen Vorträgen und Außen-Gutachten haben. "Keine Leute" war damals die Erklärung für jedes nicht reparierte Wasserrohr, für die Termine in den Auto-Werkstätten und das zu lange Warten auf ein Bier, aber Laila fand auch in Kaufhallen und Kneipen, die die entsprechenden Schilder in den Fenstern hatten, nur für zwei, drei Tage Arbeit. Dann holte sie der Fluch ihrer Herkunft oder Desertion auch dort ein, zuverlässig und unerklärt. Irgendwann schlug ich Laila vor, in dieser Angelegenheit bei Dimitri anzurufen, aber da schüttelte sie entschlossen den Kopf. Uns würde schon etwas einfallen, vielleicht würde ein Wunder geschehen, und in Yossifs und unseren Augen konnten wir ja jede ausdenkbare Weltreise unternehmen. |
Biographische Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . |