Schwitzbäder

Am Unangenehmsten war mir, Sir Alois den Tee in sein Büro zu bringen: ein Glas auf einem kleinen Tablett, die Wendeltreppe nach unten, und immer in der Anspannung, vielleicht vor der Sekretärin oder einem Besucher eintreten zu müssen. Alles, was mir Überwindung abverlangte und der gelebte Traum meines Arbeitgebers war, mußte auf Dritte und Vierte lächerlich wirken, und Laila kam sogar mit den Donnerstagen noch weniger zurecht als ich. An diesen Tagen feierte Sir Alois Woche um Woche das Jubiläum unseres Vertragsabschlusses, und er rechnete meine Verfehlungen der Zwischenzeit ab, bevor er mich vertragsgemäß in die faulen Wochenenden entlassen mußte.

Laila küßte und leckte die rötlichen Spuren der Peitschen gern, aber ohne besondere Sentimentalität. Tischler sägten sich in ihrem Beruf ganze Finger ab, erinnerte sie mich, und Spartakus sei nicht pünktlich zur Heimfahrt von seinem Kreuz genommen worden. Das Auto war nicht schlecht, und jedes der Kinder besaß inzwischen eine Garnitur West-Wäsche.

"Oder ist der Typ sehr pervers?"

"Also Sokrates, Platon und Caesar: alle hatten sie doch Sklaven", sagte ich. "Auch noch George Washington!"

"Nein, nein! Ich meine: der fesselt und haut und rasiert dich doch...." Laila kuschelte sich an meine Seite und spielte mit meinem kahlen Sack. "Und dann bläst er dich: Er, der Herr, den Sklaven!"

"Habe ich mir auch anders vorgestellt, ja. Aber er ist nun mal der Boss."

"Na, vielleicht wenn es Frühling wird", sagte Laila kopfschüttelnd. "Spätestens da werden die Bayern brünftig werden, und da darfst du dann keinen Fehler machen!"

 Ich nickte für sie genau so ergeben, wie ich Sir Alois den Befehl bestätigt hatte, ihn an seinen Sonntagen zur Kirche zu begleiten, und dann mußte ich Sir Alois doch noch vor Weihnachten über der Anzeige der regionalen Gay-Sauna meine drei Worte sagen.

"Du wäschst mir doch sowieso jeden Tag Rücken und Bauch", sagte Sir Alois zufrieden. "Und in jeder Sauna sind sowieso alle vor allen nackt, nicht?"

Genau genommen trugen wir im Bar-Raum der Sauna alle die gleichen gelben Badetücher um die Hüften, und ganz genau genommen unterschieden mich mein Halsband und mein Stillgestanden, die Hände im Kreuz übereinander, sehr deutlich von allen anderen Gästen. Sie zeigten sich und sahen sich um, während Sir Alois mich vorzeigte und seine Small-Talk-Bekannten zusehen ließ, wenn er mir die Flasche für einen Schluck Bier an die Lippen hielt oder wie nebenbei meine Brustwarze zwirbelte. Er zog und rieb mir beide hart, bevor er ohne Erklärung in einem der noch dunkleren Gänge verschwand, und als er zurückkehrte, steckte er den Zeigefinger in die Leinen-Öse des Halsbands.

Was Sir Alois mir vorführte, erklärte sich selbst: lichtlose, bis auf ein paar Kissen leere Kammern, ein Mann, der seinen Unterleib gegen das Loch in einer mit schwarzem Stoff bespannten Wand stieß, und ein Kino mit einer gestuften Sitz- und Liegefläche. Ein Nicken wies mir die unterste Stufe als Sitz an, während Sir Alois höher und so dicht bei mir Platz nahm, daß er meine Rechte mit festem Griff unter sein Handtuch holen konnte. Weiter zur Wand zu machten mir gleich hoch sitzende Männer vor, was ich doch tausend Mal lieber nachmachte als den Video-Lippendienst in der Hollywood-Villa. Mehr verschämt als demütig sah ich zum Teppich-Boden, und immer wieder mußte mir Sir Alois unter das Kinn fassen, um meine Aufmerksamkeit auf den Lehrfilm für viel mehr zu lenken.

Nach dem Duschen, bei dem ich wie gewohnt der Waschlappen meines Arbeitgebers gewesen war, ging Sir Alois in den Umkleideraum voran.

"Was haben Sie denn plötzlich, Bert?"

"Sir", fragte ich und bekam zum ersten Mal an diesem Abend heiße Ohren. "Müssen wir nicht noch richtig in die Sauna, Sir?"

"Zu einem Dutzend Unbekannter in die absolute Finsternis?" Sir Alois lachte. "Nun werden Sie doch nicht gleich übermütig, Bert!"

Wie alles, was er an den Donnerstagen mit mir probiert und mir beigebracht hatte, ordnete Sir Alois auch die Hand-Entspannung unter meine häuslichen Pflichten ein, und als nächste Überraschung hing am Donners-
tag vor dem Weihnachtsurlaub im Playroom ein gebraucht aussehender Sling, in dem ein schmales, festlich eingepacktes Päckchen lag.

"Vom Christkind, und für uns beide", sagte Sir Alois heiter. "Sie bekommen es, und ich gebe es Ihnen."

"Sir, ein Dildo, Sir?"

"Und ich mach das bestimmt nicht schlechter als Ihr Ehedrachen..."

Laila war von diesem Einfall meines Arbeitgebers begeistert und fühlte sich zu einem Wettbewerb herausgefordert, und es wurde das zweite Familien-Weihnachten, an dem mich weder die Dauer noch eines der Rituale störte. Wir trugen eine Weltmeisterschaft im "Mensch, ärger dich nicht!" aus, Laila kochte weltmeisterlich, und in vierzehn Heiligen Nächten unterschied ich besser als je zuvor, was Liebe und was Job, was Lust und was Unterwerfung war. Ich konnte auch nicht länger an Lailas Glaubenssatz zweifeln, daß kein Mensch durch irgendeine Technik umgepolt werden konnte und ich nach einem fremden Männerkörper nur den eigenen besser verstehen würde.

Um so schwerer fiel mir die Rückkehr in eine Gegend, deren Jesusse aussahen, als hätten sie unvorsichtigere Verträge mit ihren Sirs abgeschlossen, und deren Priester und alte Weiber mit jedem Perversen auskamen, wenn er nur ein wohlhabender Einheimischer war. Sogar der Schnee war dort weißer, und die Straßen waren nur freigeräumt und trocken, damit ich zwischen den Spielzeug-Häuschen schneller in das Spielzimmer kam, in dem Sir Alois mich zu einem mir neuen Feiertag erwartete. Es war Sonntag, der 6. Januar, der Tag der Heiligen Drei Könige und ein Donnerstag.

Ich mußte mich frei und ungebunden vor das X stellen, und Sir Alois zählte mit jedem seiner drei Lieblings-Schlagwerkzeuge die Tage meiner Abwesenheit, bevor er mir lederne Manschetten um die Hand- und Fußgelenke schnallte und diese Fesseln an den Ketten des Slings festhakte. Der Christkind-Dildo war gewachsen und kräftig nachgedunkelt, und Sir Alois nannte ihn scherzhaft den schmierigen Konzertmeister der Engelschöre, die ich singen hören würde. Kurz: Sir Alois quälte mich nicht besonders, aber er schonte mich auch nicht, und dann klingelte es an der Haustür und im ganzen Haus.

"Entschuldigen Sie mich, für fünf Minuten", sagte Sir Alois und schob sein Spielzeug noch ein Stückchen tiefer. "Sie haben ja Gesellschaft..."

Als die Tür auf ging, kam zuerst ein Fremder herein, jünger und größer als Sir Alois, ein vielleicht 50-jähriger Bauernschrank.

"Nur eine Inspektion", sagte Sir Alois hinter ihm. "Ich habe uns in einer Interessengemeinschaft angemeldet, und dieser Meister hat den Auftrag, Ihre sklavische Neigung und Eignung testen."

Der Mann öffnete den Leder-Latz an seiner Folklore-Kniehose, während er an dem Lust-Möbel vorbei ging, es anstieß und zum leichten Schaukeln brachte.

"Schön brav das Maul auf", sagte er. "Sklave..."

Er legte mir die Hand auf die Stirn und drückte meinen Kopf so kräftig und so weit nach unten, daß ich nicht einmal mehr die Wahl hatte, ihm vielleicht doch nicht
zu gehorchen.

Biographische Skizze

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Kapitan Laila
Außerordentliche Komission
RSD 10
Unterkommen

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Yossif
Yunost
Kubanisch-Polnische Revolution
Laodse

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Sklaven-Marketing
Der Schleim
Musterung
Schwitzbäder
Die Grauen Grizzlys
Private Aufnahme

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IG Bettl und Brettl
Die Schwarze Göttin
Back on stage
Da unten
Und tiefer
Video Star

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Begutachtung
Campus
Samson

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Rushdie und die UCK
Internet
Safari
Circus Maximus

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Die Höhle der Wölfin
Auf der Flucht
Die Grotten von Gomorrha
Die Nordallianz

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