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MusterungLöwenbändiger, Generale, Kranführerinnen: viele begannen in jenem Herbst etwas, was sie nicht gelernt und nie geträumt hatten, und die meisten von uns mußten für ein lächerliches Gehalt mehr arbeiten als je zuvor. Das sollte bei mir genau umgekehrt sein, umständehalber. Tief im kleinstädtischen Bayern war der Bedarf an Haussklaven so groß, daß der von Laila ausgewählte Bauunternehmer mir zweieinhalbtausend D-Mark, einen Vorzugs-Renault aus dem Handel seines Bruders und monatlich zwei freie Wochenenden anbot. Dafür mußte ich mich wenigstens vorstellen, verlangte Laila mit nicht mehr, aber auch nicht mit weniger Hartnäckigkeit als ein Arbeitsamt. Sonst drohte mir bei ihr nicht anders als dort eine Leistungskürzung, und schon der Kinder wegen meinte sie damit nicht, daß sie nicht mehr kochen würde. "Sie haben nunmal gewonnen, und immer rauben die Sieger die besten Mädchen", erinnerte Laila auf dem Bahnsteig und rümpfte die Nase sehr komisch. "Von Anfang an ist das so, und die Welt geht davon nicht unter. Es ist ja gerade der Gang der Welt." Sie zerrte den Schnellhefter mit ihrem Briefwechsel aus der Umhängetasche und reichte ihn mir herauf, in die Tür. "Und vielleicht klappt es auch nicht... Aber versuchen wirst du es ernsthaft, ja?" Mein Herz raste und meine Ohren glühten, während ich zwischen Berlin und Nürnberg in beinahe meiner Handschrift las, was alles für mich keine Probleme sein würden: Schon im Osten hatte mich meine herrische kaukasische Frau zu nackter Hausarbeit gezwungen und mit dem Einführen von Möhren belohnt, und nun freute ich mich darauf, die Echtheit meiner Demut vor einem Mann beweisen zu können und seine zahlreichen Toys kennenzulernen. Mein Herr hieß Sir, und nach drei schönen Jahren Armeedienst und langer Entwöhnung wollte ich mich gern wieder einer Musterung stellen. Für Laila waren diese Briefe Verhandlungen gewesen, aber ich las in ihnen nur in Zusagen gekleidete Wiederholungen aller Wünsche von Sir Alois. Sein Foto war in einer Folientüte eingeheftet, und es mißfiel mir gerade wegen der arglos folkloristischen Verkleidung des Lederhosen-Herrn, der auch noch seine "Playroom" genannte Folterkammer abgelichtet hatte: den Ort der absolut gerechtfertigten und vorab akzeptierten Bestrafungen. Ich erkannte Sir Alois trotz der weiten und doch über dem Bauch spannenden Cord-Hose, dem Anzughemd und der Jägerjacke mit den Hornknöpfen schon, als der Zug an ihm vorbei ausrollte, und auch er wußte sofort Bescheid. Außer mir stiegen nur eine alte Dame mit Tochter und ein Vertreter mit Musterkoffer aus. "Sie... Sie sind also... mein Sklave?" "Na, ja... Also..." Ich holte tief Luft. "Vielleicht... Wenn..." "Freilich, freilich", sagte Sir Alois gut gelaunt. "Die Hausarbeiten, ja... Aber die schaffen Sie auch noch!" Der Sir öffnete den Kofferraum des "BMW" für meine Reisetasche, klinkte mir die Beifahrer-Tür auf und schloß sie hinter mir, und nachdem er sich in seinem Sitz zurecht gesetzt hatte, drehte er sich nach rechts und überprüfte meinen Sicherheitsgurt. Er ruckte am Schloß und strich über meinem Bauch am Gurt entlang. "Mit Bondage kennen Sie sich ja schon ganz gut aus..." "Sir, jawohl, Sir", flüsterte ich zum ersten Mal die mir vorgeschriebene Formel und zwang mich zu einem Grinsen. Ich atmetete nur flach, saß steif und sah konzentriert geradeaus, während Sir Alois mir seine Baustellen, Einkaufsgelegenheiten und Treffpunkte vorstellte und mit kurzen Seitenblicken an mir nach den Stellen suchte, die ihm von Laila versprochen waren. Es gab Cafés und die Sauna, in die ich Sir Alois begleiten würde, während er mich auf dem Hof seines Bruders nicht vorführen wollte, und je länger die Auto-Fahrt dauerte, um so mehr fühlte ich mich wie bei meiner ersten Musterung. Obwohl meine noch gar nicht festgestellt war, war ich schon fest zur besonderen Verwendung eingeplant, und beim Ausziehen vor dem Büro-Schreibtisch fiel mir ein, daß auch damals irgendwer am Inhalt meiner dynamo-roten Turnhose interessiert gewesen war. Möglichst keine West-Oma und keine Vorhaut-Verengung, das machte den sozialistischen Muster-Infanteristen aus. Sir Alois allerdings tat es ganz unverstellt. Seine Hand an meinem Hintern wies an, wie weit gespreizt leicht gespreizte Beine gespreizt werden mußten, und nachdem ich die Hände im Nacken gefalten hatte, korrigierte er sorgfältig die Haltung der Arme. So spannte ich die zu prüfenden Brustmuskeln und den zu fühlbaren Bauch, und endlich legte Sir Alois ein Maßband an mein Glied und behielt mich in der Hand, bis ich steif geworden war. Ich schwitzte und atmete nur flach, und meine Ohren glühten, aber nach denen sah Sir Alois nicht. "Und was halten Sie von schwarzen Lackschuhen, Bert?" "Sir, jawohl, Sir", keuchte ich artig. "Das heißt: wie meinen Sie das? ...Sir?" "Na, das wird Ihre Uniform sein: schwarze Lackschuhe und weiße Söckchen, weiße Handschuhe und ein Hundehalsband." "Ah, ja... Und sonst, Sir?" "Sonst nichts, natürlich", sagte Sir Alois ungehalten. "Sie sind doch als mein Nacktsekretär hier, nicht?" "Sir", sagte ich vorsichtig. "Ich weiß nicht, was Ihr Nacktsekretär tun muß, aber..." "'Aber' ist ganz schlecht", sagte Sir Alois, klemmte meine linke Brustwarze zwischen Zeigefinger und Daumen ein und zog ziemlich kräftig daran. "Aber das werden Sie sehr schnell lernen, Bert! Für's Erste genügt wirklich, wenn Sie Ihre zwei Worte in der richtigen Reihenfolge sagen." "Sir, jawohl, Sir!" Die Bezahlung für meine Kniebeugen und Liegestütze wollte Sir Alois über seine Firma abwickeln, der er auch das Büro in seiner Villa vermietet hatte, und hinter einer der Türen in der Schrankwand führte eine Wendeltreppe aus dem Büro nach oben. Wie Sir Alois diese Tür öffnete und aufhielt, war eine deutliche Auskunft, daß er mir meine Fehler und Ungeschicklichkeiten nicht wirklich übel nahm. "Dann lassen Sie uns jetzt über die Verspätung Ihres Zuges reden und Ihre Frisur in Ordnung bringen..." Auch ganz von Lailas Vor-Schriften abgesehen: es war ohne Zweifel die Musterung des Sirs, das Bewerbungsgespräch des Unternehmers, und ob eine Probe-Folter generell dazu gehörte, konnte ich ja nicht wissen. Daß Sir Alois trotz des freundlichen Tons das meinte, begriff ich freilich, und wenn ich mich dieser Einladung verweigerte, würde ich den Job nicht bekommen. Das konnte so gut ein betriebswirtschaftlicher Fehler wie die letzte Gelegenheit zur Kriegsdienstverweigerung sein, und für diese Schicksalsentscheidung blieb mir nur noch nur ein paar Atemzüge lang Zeit. Peinlich und vielleicht mißverständlich war außerdem, daß mein Glied wieder wie in der Untersuchung durch den Sir aufstand. "Du willst anrufen, daß du den Job hast", deutete Sir Alois mein Beharren in der Grundstellung, ging zum Schreibtisch zurück und schob mir das Telefon entgegen. Dann zog er einen quietschenden Schub auf und holte ein zwei Finger breites, mit silbernen Plättchen besetztes Halsband heraus. "Und dann mach ich endlich einen Menschen aus dir rotem Saupreiss!" |
Biographische Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . |