Circus Maximus

Es war eine tropische Nacht mit Zikaden vor dem Fenster, mit Geckos über dem Moskitonetz und mit der auch im Daliegen, schon vom Gestreichelt Werden an meiner Seite schwitzenden Venus. Im Bett des alten schlief nun der neue Präsident, aber bis der Vertrag über unseren Stützpunkt unterzeichnet war, sollte die Killer Brigade in den Räume der Leibwache abwarten, und deren Kommandeur hatte selbstverständlich ein eigenes Zimmer gehabt.

Es war noch stockdunkel, als die Tür aufflog und Captain Luigi das Sprechfunkgerät an das Bett brachte und in der Gaze einen Schlitz für das Mikrophon suchte. Meine Venus zeigte ihm die im Licht aus dem Vorzimmer golden schimmernden Brustbälle und Rippenpölsterchen, Luigi enteignete mich wenigstens mit den Augen, und ich war mir zu hundert Prozent sicher, wer mich sprechen wollte.

"Die Bibel, Major", fragte Samson scharf. "Hast du eine Bibel bei dir?"

"Sir, das sind Moslems, Sir! Oder sogar Heiden", sagte ich unsicher. "Sir, und ich schlafe gerade mit der siebten Witwe des vorigen Präsidenten, Sir!"

"Eben", kreischte Samson auf. "2. Samuel, Kapitel 16, Vers 21 fortfolgende! Du machst es wie Absalom mit den zurückgelassenen Nebenfrauen Davids! Warum wohl haben wir euch Idioten den ganzen Müll erzählt?"

"Sir..." Ich hätte Samson gern gesagt, daß ich sie vor allem für unprofessionell eifersüchtig hielt, aber die Ausbeulung in Luigis Tarnhose zeigte deutlich, wie gern er der kommandierende Offizier geworden wäre. "Aber vorgestern sind sechs Mann und Pamela über die Kleine, Sir!"

"In den Kampfhandlungen, ja! Und der Präsident beschwert sich über dich", sagte Samson gefährlich leise. "Sofort... Hörst du? Sofort kommt die Kuh zu den anderen! In den Stall des Präsidenten, in den Puff oder auf die Schlachtbank... Klar? Ist das klar, Major?"

"Sir, jawohl, Sir", sagte ich und holte tief Luft. "Over and out."

Captain Luigi raffte das Moskito-Netz beiseite, drückte die Finger in die linke Brust der afrikanischen Venus und ruckte mit dem Kopf. Sie stand schicksalsergeben auf, und während sie zur Tür ging, sah sie sich noch einmal nach mir um, ließ sich aber auch den Hintern tätscheln. Im Schein des Vollmonds tappte ich zum Schreibtisch und nahm mir dann eben die Whiskyflasche mit ins Bett.

Am dritten Tag war unverkennbar, daß im Politischen etwas nicht richtig lief. Bei CNN war die Patriotische Revolution noch immer ein Militärputsch mit Unterstützung ausländischer Söldner, aus der Hauptstadt rasten immer wieder Jeeps mit verdreckten, manchmal verwundeten Meldern heran, und für uns wurde das lange Aushalten an einem Ort zum Problem, schon was die Unterwäsche und die Munitionsvorräte anging. Ich schickte die Mädchen in Dreiergruppen in die Nähe des Hubschrauber-Landeplatzes, gab den Leuten am Tor darüber Bescheid und setzte mich zum Rauchen und Fernsehen neben die Wache, die den Präsidenten als Geisel in seinem Schlafzimmer festhielt. Außer dem Deckenspiegel hatte der Raum wenigstens keinen Balkon, und vor den Fenstern standen drei Palmen mit dicken Stämmen.

Am Nachmittag kam aus der Richtung der Hauptstadt ein Transporthubschrauber der Armee herüber, und die Bazooka-Schützen hatten schon die Finger um die Abzüge gekrümmt, als sich J.R. in der offenen Tür zeigte und winkte. Ich rannte hinüber, kletterte hinein und hatte fast im selben Augenblick eine Pistolen-Mündung an der Schläfe.

"Du weißt, wo Samson ist", fragte J.R.

"Sir, auf ihrem Posten, Sir! Oder etwa nicht?"

"Gut", sagte J.R. und grinste breit. "Dann weißt du ja auch, wie sehr wir auf das Wohlwollen dieser Regierung angewiesen sind... Und dann wirst du ja verstehen, daß wir dafür fast jeden Preis bezahlen würden..."

Ich dachte etwas sehr Biblisches. Wir waren schon Minuten von der Residenz des Präsidenten weg und ein paar Fall-Sekunden über dem Urwald, die Tür war offen und die Pistole nur Zentimeter neben meinem Kopf. David, aber vielleicht war es auch Salomo gewesen, hatte seinen besten General geopfert, um seine Macht zu retten, und ich war nur Major mit nur einem Atttentat und einem Bürgerkrieg in der Akte.

"Soll ich Samson noch was ausrichten", fragte J.R.

"Sir, was ich ihr zu sagen habe, sage ich ihr selbst, Sir!"

"Sie tun das für unsere Staaten und für Ihre Kameraden", sagte J.R. feierlich.

Ich merkte erleichtert, daß der Hubschrauber langsam nach unten ging, und der Pistolero schon die Tasche für die Waffe öffnete.

"Und ich bin stolz auf Sie, Major!"

Der Pistolenlauf wackelte und schickte mich zur Tür, wo in der Höhe der Schwelle das grausam fröhliche Gesicht meiner schwarzen Göttin auftauchte.

"Wir alle sind stolz auf Sie", sagte J.R. und stieß mich aus dem Hubschrauber.

Ich fiel auf den gepflegten Rasen vor einer Villa aus der Kolonialzeit, und ich versuchte gar nicht erst, aufzustehen. Nur bis zum Kauern auf allen Vieren bewegte ich mich, und ich behielt den Kopf gesenkt, bis mir meine schwarze Göttin den aus dem Schuh quellenden Fuß zum Kuß zwischen die Hände stellte.

"Ja, langsam kommt die Welt wieder in Ordnung", sagte Therese und ihr Gefolge aus Männern und Frauen lachte. "Eine schwarze Frau kauft einen weißen Krieger... Und der Krieger kommt zum Tiger!"

Meine schwarze Göttin ließ mir eine Leine umlegen, und dann führte mich die fröhliche Meute hinter die Villa, auf das grunzende Fauchen von Großkatzen zu. In drei recht engen, aber gefliesten Käfigen saßen ausgewachsene Mähnenlöwen, in einem Zwischengelaß zitterte ein großer Schwarzer, und die Gittertür des fünften Käfigs hatte für mich offen gestanden.

"Drei herrliche Tiere, der Oberkommandierende der Vereinigten Front für Würde und der Söldner-Hauptmann", sagte Therese stolz. "Alle Zutaten für richtige Gladiatorenspiele, zur Feier der Befreiung..."

Schlimmer noch als das Lärmen der Löwen und das Wimmern des ehemaligen Armeegenerals waren die Fliegen, die uns noch öfter und zahlreicher heimsuchten als die Verwandten und neuen Freunde meiner schwarzen Göttin. Ich schmiß die rohen Fleischstücke, mit denen wir gefüttert wurden, zu meinen Nachbarn, und wickelte mit das Uniformhemd um den Kopf, damit die Fliegen mir wenigstens nicht in Mund du Nase krochen, aber das half nur zwei Tage lang. Dann erwischte der Löwe zur Rechten ein Stück des Hemdsärmels und zerrte mich bis an das Zwischengitter, ehe ich aus dem Stoff war. Auch davon gab es eine biblische Geschichte, erinnerte ich mich, und sie war gut ausgegangen. Nur wie und warum, das fiel mir nicht ein.

Am vierten Nachmittag wurde das kleine Gitter in der Rückwand des Käfigs geöffnet, und von vorn stieß ein Soldat mit einer langen Stange nach mir, bis ich in den Gang kroch, der an einem runden Zirkusgitter endete. Darum herum saßen auf weißen Stühlen zivile und uniformierte Zuschauer, Männer und Frauen, und hinter dem Tisch zwischen meiner schwarzen Göttin und ihrem Gästehandtuch erkannte ich J.R., in feinem, diplomatischem Zwirn. Durch eine Tür im Gitter stießen zwei Soldaten die zappelnde afrikanische Venus zu mir herein, und in den Gängen von ihren Käfigen her brüllten die drei hungrigen Löwen. Ich nahm die Frau in die Arme, sah mich aus den Augenwinkeln heraus nach der Killer Brigade um und hörte angestrengt Hubschraubern entgegen, die nicht kamen.

Biographische Skizze

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Kapitan Laila
Außerordentliche Komission
RSD 10
Unterkommen

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Yossif
Yunost
Kubanisch-Polnische Revolution
Laodse

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Sklaven-Marketing
Der Schleim
Musterung
Schwitzbäder
Die Grauen Grizzlys
Private Aufnahme

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IG Bettl und Brettl
Die Schwarze Göttin
Back on stage
Da unten
Und tiefer
Video Star

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Begutachtung
Campus
Samson

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Rushdie und die UCK
Internet
Safari
Circus Maximus

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Die Höhle der Wölfin
Auf der Flucht
Die Grotten von Gomorrha
Die Nordallianz

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