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Video-StarEs sollte ein Video von mir geben, aber mit meiner einen Silbe hätte ich es ja ohnehin nicht bestellen können. Sogar ein ekelhaftes Video sollte es sein, sagten die beiden in ihren Anzügen schwitzenden Buchhalter, um dann schockartig nach dem Datum meiner letzten Steuerabrechnung zu fragen. Ein anderes Mal spielten sie die bewaffneten Menschenrechtler, die sich für die Lage der tschetschenischen Frauen und besonders für Lailas Aufenthalt interessierten, aber irgendwie freute ich mich doch, sie zu sehen. Die uniformierten Irren von Valverde hatten mich ja mit Tritten und Stöcken abgehalten, ihnen brav die Stiefel und Hosenschlitze zu lecken, und sie spielten seit einer Woche auf die sadistischste Weise mit mir. Sie stellten Kaffee, Wasser und das Essen unerreichbar hoch auf den den Tisch, und ohne das angeschlagene Toilettenbecken hätte ich mir längst eine Körperstrafe verdienen müssen. Irgendwann brachten die deutschen Verbal-Erotiker eine spanische Tierpflegerin mit in meine Zelle, und die legte mir endlich das beruhigende Ketten-Halsband um, kratzte den Mais-Brei vom Teller in den Napf und stellte den Napf auf den Boden. Ich winselte, fraß gierig und beschloß, sie zum Dank zu besteigen, sobald wir mal allein waren... So etwa war es zugegangen, nachdem ich aus der Finca meines Besitzers befreit worden war: zufällig und gegen meinen Willen. Das Video "Making Dog" war im Regal eines hochgegangenen Pädophilen entdeckt und von Sitten-Spezialisten als Dokumentation eingestuft worden, die es wohl auch war. Genau genommen mußte ich schon vor dem Drogen-Cocktail in der Strandbar jenseits aller Vernunft gewesen sein, obwohl Hierro natürlich die unerschlossenste und damit erträglichste Kanaren-Insel ist. Ich erinnerte mich auch nicht nur in den ersten Verhören oder Therapiegesprächen nicht daran, dort jemanden zu kennen, aber ich war dort, bekam einen Cocktail vorgesetzt und fiel vom Hocker, nur am Rand eines heiteren Urlaubs-Videos. Ein paar Meter Band waren Konfektionsware. Typen in Metro Tarn schnitten mich aus den Klamotten, vor Stiefeln der Größe 45, und sie drückten mit den flachen Schneiden der Bajonette auf die Stellen, die sie ihrem Auftraggeber empfehlen wollten. Was ich dann ohne Zweifel mitspielte, die Bilder waren verläßlicher als mein Gedächtnis, hatte ich in Köln nur gegen ziemliche Aufpreise guter Bekannter geschehen lassen, und ab der Mitte des Videos war wohl jedermann vorstellbar, daß irgendwann einmal ein Sondereinsatzkommando in Marsch gesetzt werden würde. Die riesigen Stiefel führten vor, daß ich nur noch bellend kommunizieren durfte, eine eingeführte Peitsche wie einen Schweif bewegte und als geprügelter Dogslave von jedem Menschen außer dem Fressen nur noch eine Sache erwarten durfte und bekam. Ich lebte in einer Hütte vor dem Hof der Finca, konnte mich nur noch auf allen Vieren an einer Laufleine bewegen und mußte mit den freilaufenden Kötern um den Zugang zu den Näpfen mit rohem Fleisch anbellen, bis ein großer weißer Doggen-Rüde mein bester Freund wurde. Es war ekelhaft, darin hatten meine treuen Besucher von Anfang an nicht gelogen. Es war ihnen nur völlig egal. Sie saßen auf den Stühlen, hielten mir ab und zu die Schuhe zum Lecken vor und soffen Büchsen-Bier, während sie eine Art Gegenexperiment zu Pawlow anstellten. Sie sendeten ganz verschiedene Signale, um in mir eine Psyche zu entdecken und gegen mein anerzogenes Benehmen aufzustacheln. "Es wird besser sein, Laila die Witwen-Rente zu lassen", sagte der eine. "Also meine Frau würde sich den Film ansehen, wäre es mir so gegangen", sagte der andere. "Jeden Abend würde sie sich den reinziehen!" "Vielleicht mögen Sie solche Filme auch, in ihrem tschetschenischen Puff..." "In Tschetschenien heißen die Puffs 'Harem'... Weißt du schon, geiler Hund, daß deine Laila zu Hause und zusammen mit der Tochter im Harem von... Wie heißt der gleich? ...ist?" "Wau", antwortete ich routiniert. "Wauwau!" Und dann knurrte ich leise. Ich wußte, daß Laila etwas Gutes gewesen war, und mir mißfiel, wie sie über etwas sprachen, das ich noch nicht wieder verstand. Ich wußte auch, daß ich es wieder verstehen würde, irgendwann, aber hundert Mal wichtiger war mir, den von einem weißen Kittel überspannten Hintern der Tierpflegerin zu lecken, als sie sich bückte und Wasser in meinen Napf goß. "Perro", knurrte sie ärgerlich, und die Biertrinker lachten über sie wie über Laila. Vielleicht war Laila also eine Frau, überlegte ich, und als ich vor dem Bett im Dunkeln lag, träumte ich mich zurück. Eine Laila gab es in der Kölner Bar nicht, und wahrscheinlich hieß der Typ in schwarzen Schuhen und weißen Handschuhen auch nicht so, obwohl er sich immer wieder auf den Rücken legte und mit gereckt oder gebeugt gespreizten Beinen die Frau machte. Ich sah ihn auch auf der Kölner Bühne die Peitsche schwingen und gehorsam schwarze Gummistämme wegradieren, aber ich kam nicht auf seinen Namen, der nicht Laila war. Und was war eigentlich Köln? Was konnte er im Bett eines vertrockneten Greises finden, wo er doch die Peitsche einer dickbrüstigen Schwarzen haben konnte und von seiner Bühne weg zu ihr lief, um ihr die gesammelten Geldscheine abzuliefern? Es fiel mir wieder ein, alles fiel mir wieder ein, als ich die Mündung einer entsicherten Pistole sah. "Ein Vieh zu erschießen, das ist doch nur Sachbeschädigung, nicht", sagte einer der falschen Tierschützer. "Aber er ist ein KGB-Agent, mutmaßlich." "Es gibt keinen KGB mehr", sagte mein Mörder. "Ja, und um so schlimmer wäre es da..." Die Spanier mußten uns die ganze Zeit über beobachtet haben, denn zwei Polizisten rissen die Tür auf und baten die deutschen Kollegen mit schrägen Köpfen nach draußen. Rasend schnell, denn mein Gehirn war ja ausgeruht genug, setzte ich die Fragen der letzten Wochen zu einem Puzzle zusammen: Sie hatten Laila nicht bekommen, und sie war wieder aktiv geworden, während meiner Jahre in Bayern, Nordrhein-Westfalen und auf Hierro. Nicht wegen entgangener Steuern, sondern wegen Hinweisen auf eine ziemlich bedeutsame Spionage-Arbeit, hatten sie die Finanzbeamten gespielt, und eigentlich war es bedauerlich, daß mir die spanische Psychiaterin nun entgehen würde. Sie glich ja Laila, vom Typ her. Als die Frau herein kam und begann, mir wie gewohnt die Nackenstoppeln zu kraulen, kam ich darauf, daß das vielleicht meine beste Chance war, der deutschen Spionageabwehr zu entkommen. Ich knurrrte, warf mich gegen sie und nahm ihren Hals zwischen die Zähne. Normal konnte ich ja immer noch werden, wenn ich in einer Klapsmühle im Immer Warmen richtig Spanisch gelernt hatte. "Nein, warte", sagte einer der falschen Tierschützer und hielt mit steifem Arm den Ritter von der traurigen Gestalt und mit der preußischen Pflichtauffassung zurück. "Er beißt sie tot, sonst!" Der Dolmetscher arbeitete gewissenhaft. "Besser, sie zieht sich aus! Und sie soll sich auf alle Viere stellen, die geile Hündin machen!" Ich mußte die Frau dafür freigeben, was nicht ungefährlich war, aber die leichte Bewegung an der Zellentür konnte ich schon mit einem Knurren wieder stoppen. Sie waren fünf Männer, zumindest vier Polizisten, und zumindest als Abteilung wollten sie sehen, was ich tun wollte. Eigentlich tat mir die freundliche Psychiaterin leid, aber ich war ja verrückt, ekelhaft und ein normaler nackter Mann mit Kettenhalsband. Also leckte ich die schwarzen Locken zwischen den zitternden bräunlichen Schenkeln und machte dann den weißen Rüden der Sklaven-Finca von Hierro. |
Biographische Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . |