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Die Grauen GrizzlysSir Alois war nur neu in der Runde, aber ich paßte überhaupt nicht in das geräumige, freilich nicht volle Vereinszimmer. Vom Alter her war ich die Platte des Stammtischs, an dem die Herren thronten und um den die Sklaven knieten, und angezogen war ich wie ein Psychologie-Assistent, der dort über die Legitimität und Gleichberechtigung aller Lebensweisen dozieren sollte: eine Jeans ohne Risse und Flecke, ein dünnes, legeres Sweet-Shirt, ohne Nasenring. Obwohl ich mich ohne Zögern neben dem Thronstuhl meines Meisters hinkniete, spürte ich die Abneigung meiner Kollegen sofort. Sie hungerten sich in ihr Leder, ließen sich die Köpfe rasieren und trugen ganze Schrottplätze mit sich herum, aber an diesem Abend galt die allgemeine Aufmerksamkeit dem Neuling. "Ein Gastarbeiter, und wie alles aus dem Osten", berichtete Sir Alois freimütig. "Einheimisches Material, ohne Raffinesse, aber eben auch entsprechend günstig... Bert läuft über die Firma und macht mir garantiert keinen Beziehungsstress... Ich sage nur: Abmahnung 1, Abmahnung 2 und Kündigung!" Auch die Grauen Grizzlys hatten Probleme mit meinem Stand, aber sie sie versuchten ernsthaft, jeden der ihren zu verstehen, und die Vor- und Nachteile eines gerichtsfesten Arbeitsvertrages gegeneinander abzuwägen. Ohne Absprachen zu Vorlieben, Grenzen und Tabus ging es bei niemandem, und wenn unsere Festlegungen einerseits den Meister einengten, so enthoben sie ihn andererseits von jeder Rücksicht auf die Migräne, die Gemütsverfassung und das konkrete Einverständnis des Sklaven. Kein VW-Angestellter montierte die Autos nur, wenn der Direktor bat und er in der passenden Stimmung war, und in jedem Kaufhaus beugte oder streckte sich das Personal klaglos, um das Bestellte auszuliefern. "Offen- und nachprüfbar gleichen sich die Welten eines Arbeitnehmers und eines 365/24/7", resümierte endlich der Inspektor-Kleiderschrank. "Ich habe es ausprobiert, und wer dem psychischen Kitzel gnadenloser Herrschaft die problemlose physische Entspannung vorzieht, ist mit so einem weißen Vertrags-Neger wirklich besser beraten." "Und was ist da noch der Unterschied zur Prostitution", brummte der grimmigste Gräßliche Bär. "Tja..." Sir Alois lehnte sich zurück, schwenkte die Maß über seinem Wanst und machte einen langen Zug. "Der Unterschied ist der Tarifrahmen! Das könnt ihr mir als mittelständischem Unternehmer schon glauben..." Bereits das erste Treffen bestätigte und inspirierte Sir Alois. Ohne mir das Kostüm des Nacktsekretärs und die Pflichten des Butlers zu erlassen, verlangte er mir von da an Handarbeiten und Lippendienste nach dem Industriestandard ab. Sowohl im Privaten als auch im Chef-Büro und auf Autobahn-Rastsplätzen mußte ich Sir Alois mit strikterem Gehorsam und wachsendem Geschick überzeugen, daß er auf dem Arbeitsmarkt mit jedem jüngeren nicht gleich noch einen besseren Bewerber finden konnte. Mich vor Seinesgleichen zu zeigen, gefiel ihm auch, aber vor allem aus Gründen der Effektivität mußte er mit seinem Haussklaven in die Öffentlichkeit der Interessengemeinschaft gehen können, und dort kam es eben auf die vergleichbare Abrufbarkeit und Ausführung aller üblichen Praktiken plus ein besonderes Verkaufsversprechen an. Zum übernächsten Stammtisch mußte ich mein Halsband mitnehmen, trotz der gut bürgerlichen Blicke auf meinem Weg durch den Gastraum der Kneipe, und während vor der Wand mit den Urkunden der Vogelschützen und Kampftrinker ihre Monturen öffneten, kam für mich eine dicke Hand unter der Tischplatte vor. Der Nachbar meines Meisters steckte den dicken Zeigefinger in die Öse meines Halsbandes und holte mich ins Dunkel und zwischen seine Vietnamkriegs-Stiefel. Der Tarnstoff war schon von dem Pfahl abgezogen, auf den seit Alters her die Köpfe wieder eingefangener Sklaven gespießt wurden, und der Krieger war nur der Vorkämpfer von Bankier und Betriebswirtschafts-Professor. Meine Welt war ein Käfig aus Eichentisch und blau-weiß gewürfeltem Tuch, in den dicke Beine in Anzug-, Uniform- und Lederhosen ragten und über dem die Positionen von Piercings inspiziert und die Belastbarkeit durchbohrter Körperteile erprobt wurde. Sie wurde an einem für Laila und die Kinder reservierten Freitag erschaffen, und als ich Sir Alois auf der Heimfahrt mit feuchtem Händedruck dankte, schlug er mir sachlich die Flexibilisierung meiner Arbeitszeit vor. "Dann könnten Sie nächste Woche und schon Donnerstag heim, Bert..." "Sir, Sie wollen... mich auch an anderen Tagen... prüfen, Sir?" "Na, ja..." Sir Alois drückte die Hupe, bog scharf auf die linke Spur und beschleunigte heftig. "Jeden Tag... Also jeden Tag, den ich will! Und nicht prüfen, Bert! Foltern, erotisch foltern... Sie wollen uns doch nicht blamieren, Bert, vor unseren neuen Freunden?" Ich war erstarrt, vor der Aussicht und bei dem Tempo der Mitternachtsfahrt. "Sir..." "Wenn Sie nun einer leihen will... Mittwochs zum Beispiel? Und nach Musterung und Verhör richtig benutzen...? Was dann, Bert?" Ohne auf meine Kapitulation zu warten, ordnete sich Sir Alois hinter einem Vieh-Transporter ein, um erst einmal wieder die Melkbewegungen meiner Hand zu erhalten, und am nächsten Donnerstag bekam auch ich von Laila keine befriedigende Antwort auf dieses prinzipielle Problem. "Bestimmt ist das gewöhnungsbedürftig", überlegte Laila, mit dem Kopf auf meinem Bauch. "Als Vorstellung und als Realität... Und es hätte ja auch Vorteile, nicht?" "Ich glaub nicht, daß er noch mal mehr bezahlt! Nicht, wo er jetzt in dieser Gesellschaft ist..." "Nein, sieh doch mal!" Laila nahm meinen Natur-Dildo zwischen die Finger. "Der ist weicher als die Gummi-Dinger, und zwar vorher und nachher. Und nur wenige sind dicker, und keiner macht so lange mit... Nicht?" "Du willst...? Ich soll...?" "Um Gottes willen, nein!" Laila drehte sich auf meinen Bauch, wühlte mit den Fingern in meinen Haaren, küßte mich lange und zerbiß mir gründlich die Lippen. "Es ist doch dein Körper, dein Job! Nur daran mußt du denken! Und nur ein bißchen an mich und unsere fünf... Und an den Arbeitsmarkt, vielleicht... Vor allem, bei allem und danach..." Auch Sir Alois drängte mich eigentlich nicht. Er führte mich nur öfter in den Playroom, zuweilen in Anwesenheit oder zur Verfügung eines der Grauen Grizzlys, und nach dem Gruppenabend im Juni kommandierte er den Rekruten des Chef-Kriegers auf den Beifahrersitz seines BMWs. Stolz und störrisch wäre ich übrig geblieben, allein auf dem mitternächtlichen, regennassen Parkplatz, und so blieb mir gar nichts anderes übrig, als mich für das Wochenende tauschen, mustern und ausbilden zu lassen. Danach und kurz vor Jahresurlaub und Urlaubsgeld, versicherte mir Sir Alois, würde ich gleich noch ein Wochenende als Privatstudent der Betriebswirtschaft verkraften, und als ich zum vorerst letzten Mal für ihn im Sling lag, zog er den Dildo schon nach den ersten Stößen wieder raus. Er legte mir die Hand auf den Mund und hielt mich so stumm und fest, während er mich entschlossen entjungferte und sich gierig beglückte. |
Biographische Skizze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . |