Yunost

Noch die Bilder der Maueröffnung sahen wir in diesem Wunderwerk sowjetischer Wissenschaft und Technik, das gleich nach der Mumifizierung Lenins und dem automatischen Mondfahrzeug kam: 50 cm lang, 40 cm hoch und 30 cm tief, schwarz und mit einem unkaputtbaren Gummigriff. Vorn gab es einen runden Schalter, rechts ein Stellrad und schon in Leipzig genügten Stab- und Ring-Antenne, um fünf Programme zu sehen. Er kostete ziemlich genau 1.000 Mark der DDR, und wenn wir unsere Runde mit dem Kinderwagen machten, blieb Laila immer vor dem Rundfunk-Geschäft mit diesem Gerät stehen. Sie sagte nie ein Wort, auch nicht als unser vom Vormieter ererbter Ur-Fernseher in Pension ging und nur noch als Radio weiter jobbte. Wir hatten ja unsere und Yossifs Augen und jede Menge Bücher, bis Mitte September. Ich hatte in den Semesterferien auf der LPG ausgeholfen, ordentlich Geld und hausschlachtene Wurst mitgebracht, und ich war gerade dabei, den ersten Abendbrot-Tisch zu decken, als im Korridor eine Expedition einbrach: Laila mit Yossif auf dem Arm, Gundula mit dem Karton im Fadenkreuz.

"Schön", sagte Laila und hielt mir Yossif und ihren Mund zum Küssen hin. "Wodka ist im Kühlschrank, und Grund zum Feiern haben wir jede Menge."

Wir aßen zu einer Star-Trek-Folge, und nach der langen Abwesenheit wollte ich mir nicht nehmen lassen, Yossif in der Küche in der großen blauen Plasteschüssel zu baden. Daß die Frauen schon mal bei Vita Cola und Wodka unser Wiedersehen feiern wollten, störte mich da nicht, und als Yossif schlief, erledigte ich auch noch den Abwasch.

Laila zum ersten Mal rauchen zu sehen, war schon eine Überraschung, und sie hatte dabei eine neue Bluse soweit offen, daß der schwarze BH mit den piekenden Spitzen zu sehen war. Sie haßte das, wußte ich, etwa so, wie sie vor einem Jahr Gundulas Ferkeleien gehaßt hatte, zu denen es für das Obdach gekommen war, unter meiner Aufsicht. An diesem warmen September-Abend aber klemmte Gundula halb unter dem Couchtisch, und sie kam halb zwischen Lailas Beinen hoch, als die Dielenbretter unter meinen Schritten knarrten.

"Mach doch mit", sagte Gundula und leckte sich die schon nassen Lippen.

"Es ist modern, zwei Frauen zu haben", erklärte Laila beschwipst. "Und das war doch deine Idee!"

"Oder sieh uns ein bißchen zu", schlug Gundula vor. "Das wird dich genauso heiß machen!"

"Genauso", fragte ich. "Genauso wie...?"

Ich setzte mich in den Sessel und sah natürlich zu, wie Gundula auch an Laila ihr Zungen- und Fingerwunder vollbrachte, wie sie sich breitbeinig über Lailas Schoß rieb und eine Hand auf der Mutterbrust ließ, als sie sich hinter das Sofa schob. Sie massierte von dort beide Brüste und hielt Lailas Kopf zwischen den Unterarmen fest, und Lailas Schenkel waren weit gespreizt und bewegten sich wie Krokodilskiefer. Ich schob die Hosen bis zu den Kniekehlen, kniete mich hin und drang in die feuchte Grotte ein, lehnte mich gegen Laila und küßte über ihrem Gesicht Gundula. Mit geschlossenen Augen träumte Laila etwas Orientalisches, und später küßte ich auch sie.

"Ich habe da einen Bekannten, im Westen", sagte Gundula. "Der ist so etwas auf ihr Foto von damals abgefahren, und du ahnst ja gar nicht, wieviele das machen!"

Sie sagte es mir, als mich gar nichts mehr aufhalten konnte, und ich hatte einen ultimativen Orgasmus, aus Lust und Ekel gemischt.

"Ihr habt die Messe-Nutten gemacht", fragte ich ungläubig. "Du auch, Laila?"

"Und? Sieht sie wie ein Stück Seife aus", fragte Gundula spöttisch. "Fühlt sie sich so an?" Sie gab Laila frei, ging zum Couch-Tisch, goß Wodka ein und hielt mir das Glas dicht vor die Augen. "Und wenn du ihr deshalb Theater machst, beiße ich beim nächsten Mal zu, klar?"

Weit hinter Gundulas phantastischer Hand mit dem beschlagenen Glas klappte Laila die Lider hoch, und sie wartete mit großen, ängstlichen Harems-Augen auf meine Reaktion. Weil es ja schon passiert war, nahm ich das Glas, leerte es und hielt es Gundula gleich wieder hin.

"Darf ich wenigstens den Fernseher aus dem Fenster schmeißen?"

"Ja", sagte Laila. "Ja, klar! Das wäre dumm, aber schon in Ordnung." Ihre Augen waren weniger vernünftig, aber nicht erschrocken oder unzufrieden. "Nur böse darfst du mir nicht sein, Bert!"

Gundula managte die Situation, indem sie uns beiden eine Hand reichte und uns mit leichtem Zug bewegte, auf die Tür und dann auf das Schlafzimmer zu. Wir beide brauchten nun sie, und wer einen Dreier mit williger Bi-Freundin für etwas Unanständiges hält, hatte nur noch nicht Gundula dabei. Sie spielte erschöpfend mit Laila und mir, während wir oben heulten und uns küßten und endgültig verliebten, und dann holten wir sie zwischen uns hoch und bedankten uns bei ihr von vorn und hinten, oben und unten, für ihre Vermittlungsarbeit. Es war romantisch, sauber und zärtlich, und jeder Allien-Kundschafter hätte diese Nacht nach Hause berichten müssen, daß zu einer irdischen Liebe und Ehe immer drei Individuen gehörten. Das Frühstück gehörte noch zu der Nacht, die erst zwischen Nachmittagsseminar und Parteiversammlung auch in meinem Kopf zu Ende war, und zwei Stunden lang fiel mir kein Text für das Heimkommen ein. Es war nicht gar nichts passiert, und alles war schon verziehen, aber noch mit keinem Wort besprochen. Zu dritt bekam man die Balance zwischen Mann und Frau doch nicht hin, und ich wollte Laila ja weder durch Gleichgültigkeit noch durch Vorschriften beleidigen. Auf die Straßenbahn zu verzichten, war eine Möglichkeit, die Entscheidung aufzuschieben, aber auch ein Fußweg hatte ja einmal ein Ende.

Ich klingelte, und Laila hatte für das Öffnen Yossif auf den Arm genommen.

"Glück haben wir mit diesem lieben Papa, Kleiner! Zu Hause bei Mama wäre Mama gestern nämlich furchtbar verhauen worden!"

"Versucht hätte es der Scheich vielleicht", sagte ich und küßte beide, zuerst Yossifs Stirn. "Aber bei der Mama wäre es ihm bestimmt nicht bekommen."

 "Und ein schlauer Papa ist er auch", sagte Laila und klinkte die Tür zu einem Festessen mit Kerzen, Kaßler und Weingläsern auf. "Aber ich werde das nicht wieder machen, wollte ich dir versprechen. Wahrscheinlich..." Sie ging am Tisch vorbei und schaltete den Fernsehapparat an. "Weil... Man könnte es auch eine Dummheit nennen, nicht?"

"Eben", sagte ich und goß ihr den Wein ein. "Tatsächlich bist du doch unbezahlbar, Laila Yasirowna! Und was wird mit dem, was ich bei den Schweinen gespart habe?"

Laila zuckte die Schultern, und wir aßen Yossif in seinem Babythron an der schmalen Seite des Couchtischs mit den Augen. Ich ließ ihn die Soße von einem Kloß lecken, und Laila steckte den kleinen Finger ins Weinglas und hielt ihn dann Yossif zum Nuckeln hin.

"Wir könnten Päckchen schicken", sagte Laila. "Für meine Schwestern sind wir doch ziemlich der Westen, nicht?"

Biographische Skizze

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Kapitan Laila
Außerordentliche Komission
RSD 10
Unterkommen

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Yossif
Yunost
Kubanisch-Polnische Revolution
Laodse

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Sklaven-Marketing
Der Schleim
Musterung
Schwitzbäder
Die Grauen Grizzlys
Private Aufnahme

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IG Bettl und Brettl
Die Schwarze Göttin
Back on stage
Da unten
Und tiefer
Video Star

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Begutachtung
Campus
Samson

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Rushdie und die UCK
Internet
Safari
Circus Maximus

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Die Höhle der Wölfin
Auf der Flucht
Die Grotten von Gomorrha
Die Nordallianz

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