Safari

Vielleicht war der lange dürre Mann mit der Studentenbrille ein Dichter. Zumindest gleich nach der Unabhängigkeit waren ja viele afrikanische Staaten von Dichtern regiert worden. "Sie ist schimmernder Schmelz schwarzen Diamants", fiel mir ein, "die Bringerin der Morgenfrische und die Gewandtheit des Windes." Das war aus einer Elegie von Senghor, dem ersten Präsidenten des Senegal, der inzwischen tot war. Und der intellektuelle Präsident im Kreis der Operetten-Generäle war so tot wie Senghor und ich. Wenn zwei Hubschrauber voll schwer bewaffneter Killer fünf Minuten vor den Arbeitszimmer-Fenstern eines gut bewachten Präsidenten standen, gab es nur noch Tote. Mit den Eiswürfeln aus ihren Whisky-Gläsern konnten uns die Minister herunterholen, mit der Bronze-Büste ihres Chefs oder den Handfeuerwaffen, während wir auf den dritten Code warteten. Noch zwanzig, noch fünfzehn Sekunden als Moorhühner, dann durften wir als Polit-Touristen wieder durchstarten.

"Samson", fluchte der Pilot. "Was macht die Kuh bloß?"

Ich sagte es ihm nicht, trotz des schmutzigen Kicherns in der zweiten Reihe, aber da sagte auch schon unverkennbar Samsons Stimme die nötigen Zahlen auf.

"Ach, und: Tom ist zum Major befördert worden und hat das Kommando. Viel Glück!"

"Na, dann mal: Action", sagte ich und sprang als erster über dem Balkon ab.

Ich hätte es nicht tun müssen, und Mordlust war es auch nicht. Es war nur am Weichesten, in den Kronen der Kübel-Palmen zu landen, solange die noch nicht abgeknickt waren. Ich rollte wie gelernt ab, blieb auf den Fliesen liegen und feuerte durch die Glastür. Die Zeit der Dichter war ja längst vorbei.

Als der zweite Hubschrauber tiefer ging und der Rest des Kommandos sprang, gab es nicht nur keinen Widerstand, sondern auch keine Überlebenden mehr. Sie rollten ab, liefen ins Zimmer, gaben die aufgesetzten Kontrollschüsse ab und sicherten routiniert die Tür zum Korridor. Während wir die breite Treppe ins Erdgeschoß gingen, war die größte Gefahr, über die weggeworfenen Waffen der Leibwache zu stolpern, und erst in der Funkstation wurde es gefährlich. Über den erschossenen Funker hinweg kündigten die Luftstreitkräfte einen Angriff mit Luft-Boden-Raketen an, und Captain Luigi fand in keiner seiner Uniformtaschen den Zettel mit dem Namen des neuen Oberkommandierenden.

"Der Retter des Vaterlands hat die Macht übernommen", brüllte ich ins Mikrophon. "Er ist zurück und rechnet nun mit Ihrer Loyalität!" Dann holte ich die halb zerdrückte Camel-Schachtel aus der Beintasche und zündete mir eine Zigarette an. "Na, ja, es ist immer ein Retter des Vaterlands..."

Luigi zeigte den Zettel, für den es zu spät war, und ich holte schon Luft, um den Rückzug zu den Hubschraubern zu befehlen, als der Funker der Luftstreitkräfte den Abbruch des Angriffs meldete.

"Das wird ihnen der Retter des Vaterlands nie vergessen", sagte ich und ließ das Gerät abschalten.

"Sir, wir haben den Harem gefunden", rief jemand aus der zweiten Gruppe. "Gilt das Kriegsrecht, Sir?"

In der Residenz eines über das Internet zum Feind erklärten Präsidenten galt es ohne Zweifel und unabhängig davon, ob ich in Samson verliebt war und daran litt. Sie hätte wahrscheinlich mit der Gegenfrage geantwortet, ob ihr Haufen denn plötzlich impotent geworden sei, und auch das liebte ich an ihr so, wie ihr ja mein anderes Strickmuster aufgefallen war.

"Nein", sagte ich. "Keine Vergewaltigung! Sucht gefälligst auch noch den Weinkeller und ladet die Damen zu einer netten Orgie ein! Ohne zu wissen wovon, aber immerhin sind wir ihre Befreier, klar?"

Dann ging ich in den Hof, um vom hoffentlich gelandeten Hubschrauber aus das glückliche Ende der Operation durchzusagen. Krähe und J.R. konnten den Retter des Vaterlands, den Dalai Lama oder die Verschwörung der Marsmännchen einfliegen lassen: jeden, der uns das Ausweichquartier garantierte, falls die Sache in Israel schief lief. Als Söldner-Chef und mutmaßlicher Bürgerkriegsverbrecher brauchte ich so ein Stück Land nun auch ganz persönlich, und ich kontrollierte noch, ob die Leibwache wirklich bis zum letzten Mann geflohen und das Tor geschlossen war, und sagte den Wachen den Ablösungs-Modus an. Dann ging ich auf eine Flasche Wein in den Harems-Flügel, setzte mich im Salon vor den Football-Fernseher und sah in den Spiel-Pausen zu, wie an den eroberten Frauen gefummelt wurde. Meine Favoritin war die Älteste der Töchter-Generation oder die jüngste Frau des toten Dichters: "Reife Frucht mit festem Fleisch, düstere Ekstasen des schwarzen Weines..." Sie hatte sehnige Arme und Schenkel, war am Bauch und an den Brüsten fleischig und hatte große Brustwarzen, breite Lutschlippen und eine feine Nase. Sie war eine afrikanische Venus, und wenn sie aus ihrem Zimmer kam, ging immer gleich ein Paar auf sie zu, zuletzt Luigi und Pamela. Es war ekelhaft wie der Kampf gegen die UCK.

Nach dem Bi-Sex schaffte es die Venus, bis vor meinen Sessel zu kommen, und sie ließ mich ihren Schweiß, ihren Schleim und den Betäubungswein riechen, während sie mir von oben bettelnd in die Augen sah.

"Bist du der Chef? Und sollte ich nicht dem Chef gehören? Bitte... Ich hatte schon sieben..."

Ich rutschte auf dem Polster hin und her und verfluchte Samson für diese Beförderung zum unpassendsten Zeitpunkt. Ich konnte so unmöglich den Papst unserer kleinen Armee spielen, wie ich die Kleine zwischen die nächsten zwei Stiere klemmen konnte, und um mich zu einem Heiligen machen zu können, sah sie viel zu gut aus.

"Sieben? Na, dann gehen jetzt wir schlafen", sagte ich heiser und stand auf. "Das Bett des Verderbers des Vaterlands ist heute nacht ja frei..."

Als ich halbwegs nüchtern aus der zimmergroßen Badewanne hoch kam, schlief die afrikanische Venus schon auf dem roten Satin-Laken unter den vergrößernden Deckenspiegel, und endlich konnte ich noch die erste gute Tat des Tages tun. Ich legte mich neben sie und starrte zur Decke, bis ich einschlief.

Der neue Retter des Vaterlands, der am nächsten Mittag hinter Schützenpanzern und mit einem Troß von Innenarchitekten, noch nicht korrumpierten Ministern und Jubelweibern anrollte, war nur das Gästehandtuch seiner First Lady. Als ich vor ihr salutierte, nahm sie sogar die Sonnebrille ab, um in meinen Augen zu forschen. Ganz ohne Zweifel las sie darin ein Lexikon obszöner Begriffe, und die Illustrationen dazu konnten ihr schon gar nicht entgehen. Ich rutschte auf einem Film aus Öl und Schweiß in jeden Canyon ihres Specks, stemmte ihren Wanst und ihre Brüste, begann als harter Söldner-Major mit einer Vergewaltigung vor der ganzen Truppe und endete als zerriebenes und ausgesaugtes Nichts, unter meiner schwarzen Göttin begraben. Roh würde ich das Oppositions-Gulasch aus ihrer mächtigen Hand fressen.

Einen Herzschlag, bevor ich trotz unserer gemeinsamen Zeit, trotz der Sklaven-Finca, trotz des Wüsten-Drills und der schwedischen Camping-Hütte in die Knie brach, setzte Therese die Sonennbrille wieder auf. Wahrscheinlich glaubte sie jetzt, daß sie auf jeden Weißen so wirkte, und vielleicht flüsterte sie hochgewachsenen, schlanken Sekretärin ja auch zu, den Chef-Killer auf die lange Gästeliste einzuschreiben.

Biographische Skizze

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Kapitan Laila
Außerordentliche Komission
RSD 10
Unterkommen

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Yossif
Yunost
Kubanisch-Polnische Revolution
Laodse

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Sklaven-Marketing
Der Schleim
Musterung
Schwitzbäder
Die Grauen Grizzlys
Private Aufnahme

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IG Bettl und Brettl
Die Schwarze Göttin
Back on stage
Da unten
Und tiefer
Video Star

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Begutachtung
Campus
Samson

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Rushdie und die UCK
Internet
Safari
Circus Maximus

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Die Höhle der Wölfin
Auf der Flucht
Die Grotten von Gomorrha
Die Nordallianz

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