Aspasia

Ich will nicht gleich das Gegenteil behaupten, soviel auch dafür spricht, und an Frank habe ich das Ganze schon überprüft.

Frank ist ja tief im offiziellen Anzug oder Umweltschützer-Look, auf der Bekenntnis-Ebene unter allen Aktenordnern mit Zeitungsausschnitten, Programm-Entwürfen, Verordnungs-Projekten, BürgerInnen-Briefen und innerparteilichen Denunziationen, an den Spätabenden nach Tagen voller Diskussionen über alte Straßennamen, neue Brücken, Fahrpreise und Hundesteuern, im Herzen, mit ganzer Seele und klarer Vernunft weiter – Kommunist. Er mag das Wort zwar nicht mehr, weil die Stalinisten mit ihm die Trotzkisten ausgegrenzt haben und es verwischt, was Frank schon immer gegen Honecker gehabt hat, weil es mit viel Sachfremdem und Antikommunistischem überschrieben ist und  unpraktisch radikal klingt… Aber
mir gegenüber kann er mir das sozusagen so sagen: ja, doch.

Und als Kommunist musste er auch die Erinnerung aushalten, dass der Möchtegern-Großbürger und wirkliche Groß-Dialektiker Marx sich das Proletariat doch ausgesucht hatte, weil es so ganz sein Gegenteil war: Gewürm im Bodensatz der Gesellschaft, so gut wie hirnlos und zu allem einzukaufen.

„Na ja… Solche Formulierungen gibt es, früh“, sagte Frank und zündete sich die Zigarette für eine seiner geliebten Lektionen an. „Die Kritik der Hegel-
schen Rechtsphilosophie, Einleitung. ‚…der völlige Verlust des Menschen…, also nur durch die völlige Wiedergewinnung des Menschen sich selbst gewinnen kann. Diese Auflösung der Gesellschaft als ein besonderer Stand ist das Proletariat.’“

„Genau!“ Ich gab ihm in Vorübergehen einen Kuss auf die schon hoch hinauf reichende Denkerstirn. „Eigentlich könnte ich das Bücherregal gegen einen Papageien-Käfig tauschen!“ Ich hockte mich neben das Bett, zog eine der IKEA-Pappkisten mit den Metallecken hervor und griff ohne Hinsehen unter den Deckel. „Und jetzt gucke dir mal das an!“

Zufällig lag „Asshole Fucker Nr. 24“ oben, ein glücklicher Zukauf zu einem längst verschlissenen Tanga oder verbrauchten Gleitmittel. Drei Blondinen, bei denen ich Ähnlichkeiten mit mir ausgemacht hatte, waren für die Fotos genommen worden.

Frank suchte meinen Blick, während er die Hefte griff.

„Wieso? Ich habe doch dich! Da muss ich doch nicht…“ Er legte den Stapel auf den Tisch, behielt die Zigarette im Mundwinkel und blätterte sich vorwärts. Den linken Daumen an der unteren Ecke, die Seiten halb gerollt haltend. Und seine rechten Finger ruckten am Kragen des T-Shirts, um die Krawatte oder einen anderen Strick um seinen Männerhals zu lockern. „Das ist doch wirklich… Ach!“ Er lachte auf, klappte das Heft zu und legte die Hand auf die Umschlag-Arbeiterinnen. „Du bist verrückt! Du hast mich reingelegt…“

„Nein“, sagte ich und setzte mich an die andere Seite des Tischs. Ich zog die Nr. 24 unter seiner Hand vor und zeigte ihm, wie ich meine Fachliteratur studierte: die Seiten aufgeschlagen, die Ellenbogen aufgestützt und die Daumenkuppen zwischen den Zähnen. „…der völlige Verlust des Menschen…… Ich finde das konsequent und ziemlich logisch!“

Es war eine Pointe im Plaudern über Gott und die Welt, also Dialektik im ältesten Sinn, aber das wollte ich Frank an jenem Sonnabend nicht auch noch antun - ihm beweisen, dass ich als genau das arbeitete, was er nur studiert hatte. Allerdings steht es genauso in der Luther-Übersetzung der Bibel, „Und Adam ERKANNTE seine Frau Eva, und sie ward schwanger“, und das auch ist fast wortwörtlich eine Weisheit meiner unheiligen Freundin Mona: „Erst wenn der Bock über dich weg ist, kennste ihn wirklich.“ Da ist unsere Sprache nicht etwa arm, sondern präzise, und das gilt genauso für das amerikanische Englisch, das eine praktisch kräftige Welt-Beziehung gern mit „fuck“ bezeichnet...

Das muss alles nicht ganz so wahr sein, und welche Philosophie ist das schon? Das musste und muss nur unterhalten, denn wenn ich überlege, was die Preisunterschiede für jene im Badehaus des Anfangs, an den Agentur-Feierabenden und um die „Schinken-Bar“ so ähnliche körperliche Hochleistung ausmacht, dann komme ich gerade auf die Geschichten drum herum.

Der Genuss der Ganzkörpermassage waren für die Kunden sicher nicht nur die Minuten des partiellen Körperkontakts. Sie mussten sich einen Termin frei lügen, durchlebten Stunden oder Tage der Vorfreude, hingen nicht existente Schatten ab und mussten, um einen gedruckten Beleg zu vermeiden, am Bankautomaten vorbei. Sie plauderten ein Viertelstündchen an Helgas Espresso-Bar, während sie uns Bademeisterinnen mit den Augen musterten, und damit wir uns später nicht gegenseitig auf das Auspacken vielleicht peinlicher Bäuche konzentrierten, waren wir auch Erzählerinnen von Märchen über unsere Leben oder die anstehenden Schwänze. Und kaum war das Geschäft abgeschlossen, begann trotz Gummi das, was in der Werbe-Psychologie „kognitive Dissonanz“ genannt wird:  das Nachtrauern, das Nachrechnen und der Ringkampf mit dem schlechten Gewissen.

Und wo diese kleinbürgerliche Hektik durch große Konferenzen und schwere Verhandlungen ersetzt wurde, war der Aspekt der Unterhaltung noch wesentlicher. Dann musste der Großbürger ja vergessen können, was für ein schlechter Christ und Kapitalist er war, denn dann bezahlte er unanständig viel für etwas, wofür ihm sein Gott das Sakrament der Ehe gespendet und zehn Notfall-Finger gegeben hatte.  Dann ging der Herr Doktor an der Parkuhr mit der heroinsüchtigen Hure, die ihren Mund nur zu einer Sache aufmachte, vorbei – hin zu Uwes Mitarbeiterin für die Special Contracts, die mit Tschernobyl fertig geworden war, KGB-Hotels und Eskimo-Zelte überlebt hatte und nun die Hochglanz-Fotos von Buletten oder BH-Modells vorschlug und bedichtete. Für einen guten Geschäftspartner versuchte Uwe schon einmal, da zwischen Meeting, Fitness-Center, Kosmetik-Salon und Stones-Konzert ein Date zu arrangieren: die Gelegenheit, zur Feier des Vertrags, Ihr Glück zu versuchen.

Etwas in dieser Art musste Uwe immer erklärt haben: eindeutig andeutend, aber alles in der Schwebe und in meiner Entscheidung belassend. So war unsere Verabredung, und so wacklig war auch mein neuer Katzen-Schreibtisch, für den eine ziemlich teure Palme aus ihrer Fenster-Nische und in ihr Verderben gerückt wurde. Ich wurde als eine vom Firmen-Konto bezahlte Chef-Hure angesehen, von der man allerdings nicht wusste, ob sie schon ab oder erst zurechtgelegt worden war. Und deshalb musste ich mich anstrengen.

Geschäftlich war meine Verpflichtung nur ein viel versprechendes Risiko, da auch die alten Hasen und Bunnies der Agentur nur angelernte Quer-
Einsteiger waren. Die Billig-Schrauber von Kleinstweich schraubten damals eben erst die Brutmaschinen für die Invasion der Corel-Draw-Graphiker zusammen, und das noch gut gepolsterte Arbeitsamt meinte skeptisch, drei Semester zu brauchen, um Gebäudereinigerinnen zu Mediengestalterinnen umschmieden zu können. Sogar in den USA war man schon ein innovativer Web-Designer, wenn man den Hintergrund einer Internet-Seite von Hellgrau zu Weiß verändern konnte, und persönlich war ich der Beweis, dass sich der Westen für seine realen Investitionen in den vorgestellten Aufschwung im Osten auch etwas kaufen konnte.

Dass Uwes Entscheidung für die Palme eine Katastrophe sein würde, ahnte ich instinktiv, aber um die soziale Dimension des Experiments zu erfassen, war ich schlicht zu dämlich. Sicher, in der Branche versteht man sich als Hofnarr oder Hofmaler des Kapitalismus, als Picassos fünfte Kolonne oder fröhlich gewissenlose Anarchisten, und einer der zentralen Glaubenssätze lautet: Der Slogan „Aller reden vom Wetter. Wir nicht“ sei der Einfall einer Agentur-Sekretärin gewesen! Man ist auf die Kreativität, nicht auf die Hierarchie eingeschworen… Nur ich…

Trotz meines Gehalts rief ich nicht durch das Großraum-Büro, ob noch Kaffee da sei, sondern marschierte – die Palmwedel bewegend – selbst zur Maschine und nahm den Praktikanten die Basis-Arbeit weg. Geradezu umgekehrt redete ich, wenn Uwe zu mir sah, beim Team-Meeting drauf los, ohne ein Wort des fachchinesischen Schrumpf-Englischs zu kennen, und aus dem weihnachtlichen Heimat-Urlaub kehrte ich gut gelaunt und mit der Frage zurück, was die Kollegen so angestellt hätten.

Da war ich schon fast dazu gewachsen gewesen, als der inzwischen beinahe nötige Ersatz für die Palme, der vielleicht das bilibino-eisige Schweigen den Rest gab.

„Datenschutz“, rief der Senior-Texter Bob gezwungen fröhlich. „Du bist doch nicht mehr beim KGB, Matrjoschka!“

„Matrjoschkas sind die mit der Puppe im Bauch… Wahrscheinlich meinst du ‚Babuschka’, aber das bedeutet ‚Großmütterchen’“, erklärte ich im selben Ton. „Ich wollte wirklich niemanden in Verlegenheit bringen, okay?“

„Hast du ja nicht! Womit denn auch?“

Und diese wieder ganz souverän klingende Frage war keine gruppen-
dynamische Lüge, denn so unschicklich wie die Erkundigung nach den Weihnachts-Vergnügungen war, so üblich war das Brainstorming zu den Möglichkeiten, ein bestimmtes Date über eine Abfüllstation bis in die Falle zu verlängern…

Doch am schwersten fiel mir die Gewöhnung an das Kaffee-Ritual, das wir übrigens spontan qualifizierten, als wir bei allen Aufträgen auf die political correctness zu achten begannen. Seitdem kommandierten wir die Praktikanten mit einem freundlichen „Kann mal wer die Neger schwitzen lassen?“ an die Kaffeemaschine. Die nicht beleidigende Bezeichnung eines Behinderten als „Anders Fähiger“ benutzten wir gerade dann, wenn jemand etwas wirklich Idiotisches verzapft hatte, aber nicht einmal ich wäre darauf gekommen, unsere ironische Selbstbezeichnung „Werbefuzzi“ zur „Werbefotze“ zu variieren, so sehr es auf mich gepasst hätte…

Jetzt, da ich das aufschreibe, finde ich keinen logischen Faden, um diese Merkwürdigkeiten zur Kette aufzufädeln, was wohl bedeutet, dass ich mich irgendwann in das Team fand, mich anpasste und solche kreativen Krämpfe auszulösen lernte, ohne die Methode wirklich zu begreifen.  

Es war einfach großartig! Auf Treu und Glauben hatte ich mein Masseusen-Gehalt verfünffachen können, und aus Gewohnheit mit Kurt und manchmal mit Kurt und Helga zu schlafen, hielt meine Miete niedrig, bis ich auch im Kopf so weit war, ganz in die Mittelschicht überzusiedeln. Und im Kopf so weit zu kommen, ließ sich in das stilistische und ästhetische Studium von Katalogen und Prospekten einbinden, in denen ich beruflich Problemlösungen entdeckte und aus denen ich mich neu erfand. Mal vier und mal zwölf Stunden am Tag war ich mit nichts anderem beschäftigt, inmitten eines kleinen, aber unbezahlbaren Rudels von Stil-, Farb- und Frisur-Beratern, Casting-Agenten und PR-Mafiosi bitteren Negerschweiß oder bittersüßen Caipirinha schlürfend und die Lungen schwer teerend. Was wir über Trends, Highlights und Lidschatten redeten, die wir als Produkte zu verkaufen oder als Beiwerk einzukaufen hatten, machte mich bei der Einrichtung meiner Wohnung und meines Gesichts schlauer, und weil ich ganz von vorn anfing, brauchte ich auch nicht an Stauraum für die Fetzen einer einstmals und damit in ferner Zukunft wieder modernen Jeans denken. Sicher vergriff ich mich trotzdem bei einem Top oder bei einem Paar Ohrringen, aber dann erklärte ich das zu einem Experiment oder bekam es in einem Vergleich Cindy Crawford oder Pamela Anderson mitgeteilt, die bei aller verkaufsfördernder Dummheit solche Fehler nie begingen.    

Es war eine weitere Lehrzeit, und ich wollte auf der neuen Etage nicht mit dem Massage-Salon argumentieren, wie ich es auch heute nicht vor jedem und jeder, nicht einmal vor Barbara tun würde.

Aber Frank konnte die Erörterung schon aushalten, dass es nichts gegen die neuen Verdammten der Erde beweist, dass sie bei ihrer Lohnarbeit nicht den Gesichtsausdruck von Freud oder Einstein oder Gandhi haben. Schon auf das Gesicht von Gouverneur Schwarzenegger, wenn ihn gerade Lexington Steele pfählt, wäre ich neugierig und würde ich ein Monatsgehalt wetten!

Und das kann ja auch jeder im Experiment überprüfen. Die mir zugeneigten Leser können dafür gleich einmal ins Badezimmer gehen und vor dem Spiegel den Kopf zur Seite drehen, bevor sie die Lippen strecken und nur am oberen Drittel nur des eigenen Daumens lutschen. Und ich erwarte von Ihnen noch nicht einmal einen Zehn-Minuten-Job, einverstanden? Dann los! Niemand wird ja weiter blättern…

Haben Sie gesehen? Es ist die Art der Arbeit, die diese Gesichter macht, zumal der verlangte und eingekaufte Effekt auch noch das Verdrehen der Augen nach dem Objektiv verlangt. Es muss ja so aussehen, als himmelten die Mädchen den Endverbraucher an, und sie mögen normalerweise grottenschlechte Schauspielerinnen sein, aber zumindest von ihren Ablichtungen möge niemand auf ihre Blödheit schließen. Denn eines können sie, um gleich noch ein Geschäftsgeheimnis zu verraten, ein ganzes Stück besser als Sie, meine geneigtesten Leser. Sie müssen dazu nicht einmal aufstehen!

Jetzt genügt es, wenn Sie Zeige- und Mittelfinger irgendeiner Hand aneinander legen, vor die Augen heben und in der Länge abschätzen. Sie sollten auf durchschnittliche acht mal drei Zentimeter tippen, die Sie jetzt bitte vorsichtig, aber in der ganzen Länge in Ihren Mund schieben! Ganz! Und nun versuchen Sie, daran zu lutschen, die Zunge zu biegen, an Ihren Fingern zu spielen und… Ja, gut, ich weiß. Sie wären ohne diesen Würg-Reflex auch die schon gut geübte Partnerin eines oral fixierten Typen. Und nun bedenken Sie nur noch kurz, dass die Durchschnittslänge des steifen deutschen Gliedes 14,48 cm beträgt.

Diese Angabe habe ich mir allerdings eben erst aus dem Internet gesucht. In Köln hing mein beruflicher Erfolg ja gerade davon ab, jeder Verabredung den Eindruck zu vermitteln, genau die richtige Größe zu haben. Nachzumessen und zu vergleichen, wäre da kontraproduktiv gewesen, und es hing tat-
sächlich kaum etwas von den Zentimetern und Zoll ab. 

Heute wird jede knapp überlebte Pfählung von Barbaras Fingerspitze übertroffen, wenn sie den von ihr rot gehauenen Hintern oder das mit ihren Geschichten überschwemmte Ohr untersucht. Frank, wenn ich ihn zum Egoismus einlade, merkt es und fasst es doch nicht, dass ich seine daraus folgende Ohnmacht liebe, und um am Schnellsten und Schönsten zu sterben, nehme ich mich inzwischen selbst in die Hände. Außer der Clit habe ich ja noch so eine Falte im Hintereingang, und wenn ich die mit der Fingerkuppe erwische…

Allerdings war ich in der Agentur auch nicht für die Feminismus-Kontakte und Informationen zuständig, zu denen die unbarmherzige Zahl passte. Obwohl im russischen Parallel-Universum Amals Ahnfrauen als die wirklichen Amazonen herum galoppiert waren und ein Duz-Freund von Konstantins Schamanen-Ururgroßvater die Legende von Rasputin gestiftet hatte, obwohl wir dem Westen die naiven Bilderserien von Chagall und die Seriemorde von Tschikatilo geliefert hatten und als tabulose 18-jährige Anal-Sklavinnen, gezopfte Bürgerechtlerinnen, apparat-erfahrene Ölmagnaten oder bei der Mafia privatisierende KGB-Killer in der Freiheit angekommen waren, galt ich als gefangene oder gekaufte rote Kommissarin.

Abgesehen davon, dass es sowieso die am besten zu mir passende Rolle war… Ohne das morgendliche Studium der Überschriften des „Neuen Deutschlands“ und der „Prawda“, ohne die Versammlungen auf den verschiedenen Ebenen und ohne das Hirn-Jogging der Unterscheidung von guten und bösen Geheimdiensten, Atomraketen und Staaten, war das auch eine leicht auszugestaltende und überdies fröhliche Rolle. Ich durfte reden, wie mir die Zunge gewachsen war, und das funktionierte sogar bei meinem Date mit der Vermögensberatung.        

„Das hier ist wirklich privat“, sagte ich, kippte meinen doppelten Wodka und trank einen Schluck Bier nach. „Da kann ich Ihnen…“

„Dir!“

„…da kann ich dir das ja sagen, dass ich den Auftrag saukomisch finden würde! Ich, ausgerechnet ich, rede Leuten ein, Geld in Aktien anzulegen!“

Er, den Namen habe ich vergessen, sah mir erst ungläubig, dann forschend in die Augen. „Und wie legst du dein Geld an?“

Ihn genüsslich in die Irre führend, trank ich das Bier. „Oh, schon das Durchschneiden der Eileiter hat einen Tausender gekostet. Und ich denke an eine Investition…“ Ich drehte ihm die linke Brust zu. „..in Silikon.“

„Kein Aktienfonds, kein Festgeld? Nicht mal eine Staatsanleihe?“     

„Die sind das Spaßigste“, behauptete ich. „Wenn ich das richtig verstehe… Ich war ja die meiste Zeit Kommunistin!  …dann borgen Sie…“

„Du!“

„…dem Staat Geld, und der Staat verspricht dir, es dir in zwanzig oder dreißig Jahren ganz bestimmt wieder zu geben?“

„Mit Zinsen, ja. Nur ein mäßiger, aber absolut sicherer Gewinn.“

„Sicher?“ Ich ließ mir den zweiten Wodka hinstellen, zündete mir eine Zigarette an und hob das Gläschen. „Du würdest mir zehntausend Mark borgen, bloß weil ich dir verspreche, sie dir wiederzugeben? Und das ist noch eine sichere Geldanlage?“ Und ich trank.

„Ähhh“, sagte er und sah auf sein noch halb volles erstes Gläschen. „Also… Immerhin ist das der Staat!“

„Eben! Wenn du das mit mir machen würdest, und ich würde dir dann das Geld nicht wieder geben, würdest du dich bei ihm beschweren, beim Staat. Komme aber nicht auf die Idee, zu mir zu rennen, wenn deine Anleihen platzen!“ Und ich legte ihm die Hand auf den Unterarm. „Aber das ist nur meine private Meinung… Und nun lasse uns von was wirklich Privatem reden!“

Als wir nebeneinander in meinem Gitterbett lagen und ich die Hand auf seinem geleerten Sack liegen ließ, wirklich zufrieden und weil das immer gut kam, kam er noch einmal auf diesen Anfang zurück. Wie konnte ich denn, wenn ich das mit den Staatsanleihen so sah, für seine Firma werben?

Ich rieb den Kopf an seinem Oberarm und gähnte herzhaft. „Also jetzt bist aber du komisch! Das ist dann doch nicht mehr privat. Und haben wir nicht gerade, obwohl wir uns kaum kennen, so was wie Liebe gemacht? Und das richtig gut…“

Es gehörte zu den ungeschriebenen Regeln der Agentur, dass ich fest daran glauben musste, aber nie behaupten durfte, gerade ich hätte uns diesen Auftrag beschafft. Unsere gemeinsamen Referenzen waren beachtlich, wir boten jedem Kunden den vollen Service und machten die besten Vorschläge, und Lydia mischte in das Kaffeepulver für die Maschine in einem nur ihr bekannten Verhältnis Kakao und Vanille…

Ich war.

Die Verlobung
Levi´s
Das Nest
Frank. Und fast frei.
Star Trek
Grimms Märchen
Die deutsche Ideologie
Der invertierte Columbus
Wolf auf Pilzen
Zwischensumme

Ich bin.

Jeremias
Vorspiele
Galeeristin
Matka
Ehemals
Erkennen
Aphrodite
USP
Maßnahmen
Aspasia
Rückwege

Ich werde sein.

Silicon Plain
Das achte Kreuz
Aschermittwoch
Stockholm
Marketing
Sympathy for the Devil
Das Regionalwetter
Circenses
Frühstück mit Nazis
San Antonio de la Florida