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EhemalsDer
amerikanische Psychologe Maslow hat die menschlichen
Bedürfnisse als eine Pyramide dargestellt. Die Basis
bilden die Sehnsüchte nach Hamburg- Wie jedes Modell stimmt auch dieses nur ungefähr, und ich könnte mir gut vorstellen, meine Kaviar-Brötchen im Bett von Angelina Jolie zu verdienen, nur ganz unpersönlich geile Worte zu flüstern und bei der biblischen Bedeutung von Erkenntnis zu verharren: Und Tanja erkannte Angelina, Angelina erkannte Tanja, und wenn sie nicht arm und faltig geworden sind, dann lecken und peitschen und küssen sie sich noch heute… Noch und gerade in Bilibino, von wo aus man im Winter zumindest theoretisch mit dem Hundeschlitten nach Alaska kommt, waren wir allerdings eher psychische Würfel. Eiswürfel. Was wir taten, um satt zu werden, war exakt dasselbe, was uns unser Ansehen verlieh und unsere Eigenart ausmachte. Es mochte sein, dass jemand eine geniale oder lyrische Spitze austreiben wollte, aber meistens wurde das von den benachbarten Würfelexistenzen verhindert. Und es galt als unsozial und unmoralisch, andere damit zu bedrängen, zu verletzen oder zu verdrängen. Im Normalfall wählte man bei uns im Osten mit dem Schulabschluss den Platz, an dem wir im Normalfall einsortiert wurden und der uns garantiert war, solange wir nicht bröckelten oder aus der glatten Fassade ins Land der Pyramiden ausbrechen wollten. So
gesehen finde ich es eine der größten Merkwürdigkeiten
bei der deutschen Wiedervereinigung, dass eine Invasion
der West-Psychologen ausgefallen ist.
Versicherungsvertreter, Beamte und alte Autos: Alles
Mögliche schickten sie uns, als wären uns nicht auch
schon vorher die Sammeltassen aus dem Schrank gefallen
und vor zu vielen Schreibtischen die Kragen und in
zu kalten Wintern der Autobahn-Beton geplatzt. Die
ersten Huren kamen in Wohnwagen von Frankfurt am Main an
die Oder gefahren, jeder Hilfsassistent an einer
Dorf-Hochschule konnte Professor an der Universität
Leipzig werden, und daheim abgehalfterte Professoren
brachten es in Sachsen zum Minister- Freilich: So bemerkenswert der Umstand war, war er doch alles andere als unerklärbar. Auch die West-Irrenärzte kannten ja die Fernseh-Bilder der durch die Mauerlöcher torkelnden Ossis, die ihrer Obrigkeit und sich die Diagnose selbst stellten: WAAAHHHNSINN! Sie trafen sich vor den Wohnheimen der vietnamesischen Gastarbeiter, um im Feuerschein mit der Schrei-Therapie zu beginnen, und die gutwilligsten Helfer wurden durch die Bücher von Hans-Joachim Maaz verschreckt. Eigentlich, um seinen Kollegen unser Elend zu schildern, enthüllte er, dass wir schon bei der Geburt vom „klinischen Regime unter der medizinischen Autorität von Arzt, Hebamme und Apparaten“ von unseren Müttern getrennt wurden. Und „nur“ unser unterbewusster Trennungsschmerz erklärt Maaz „die Leichtigkeit, mit der die SED Mitglieder bekam, und dass die Stasi keinen Mangel an Mitarbeitern kannte. Beide Institutionen arbeiteten folgerichtig mit der Formel der persönlichen Ansprache: Du bist uns wichtig! Wir brauchen dich! Wir fördern dich! Wir schützen dich! Du dienst einer großen Sache!“ Da war es logisch, dass sich harmonisch von der Nabelschnur gefaulte West-Psychologen nicht zu uns Wilden trauten, um uns mitzuteilen: „Du bist ein Nichts! Auf dich haben wir gerade gewartet! Wir husten dir was! Sieh zu, wo du bleibst! Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen…“ Sogar ich hielt es damals kaum ein Wochenende zu Hause aus, soviel zu fragen, zu erklären und zu erzählen gewesen wäre. Die Joliot-Curie-Straße war, weil der Name zu kompliziert auszusprechen war, nach der Sachsen-Dichterin Lene Voigt benannt worden, um nur das Harmloseste zu erwähnen. Mein Vater fing nun als Kommissar die Kriminellen, die zum Turn-Unterricht bei meiner Schwester gegangen waren, und meine Mutter entließ für deutlich mehr Gehalt die halbe Nachbarschaft, um die wieder private Pillen-Bude gesund zu sparen. Die Besitzer der Villen an den Weinbergen hatten sich wie die Rebläuse vermehrt und waren zurückgekehrt, und gerade die Arbeitslosen hatten die größten alten Autos vor den Türen der Arbeiterschließfächer. Meine West-Arbeit log ich zu einem traumhaft entlohnten Büro-Job um, obwohl auch im ehemaligen Organ der SED-Bezirksleitung tabulose Hausfrauen und heiße Polinnen annoncierten. Und Nein, es war gar nicht so schwer, auch in dieser Himmelsrichtung gute Freunde zu finden… Schließlich hätte ich Cypress für kein Geld der Welt bei ihrer Bukkake-Performance assistiert, die ich meiner Familie auch nicht detaillierter beschreiben wollte. Im Duden steht das Wort bis heute nicht, und das Internet war damals noch ein graues, bilderloses und amerikanisches Netz. Aber sehen Sie sich die Bilder unter http://www.xnxx.com/ nur an, wenn Sie keinen nervösen Magen haben! Ich fuhr mit Cypress hin, weil sie eine Bekannte für den Schlüssel ihrer Handschelle brauchte, und wir tranken bei der Herren-Party noch ein bisschen mit, bevor wir in den Dusch- und Tauchraum der Kellersauna voran gingen. Beide sollten wir uns einölen, riet Cypress, und dann fesselte ich ihre Hände hinter dem Rücken und hielt ihren doch zitternden Körper, bis sie tief Luft holte und sich für die Anzugtypen hinkniete. „Zeigt ihr, was sie ist: Weiß auf schwarz“, lud ich ein und streichelte das runde Gesicht, die kräftigen Backenknochen, mit dem Handrücken. „Die ist nicht Vegetarierin, meine Hurensklavin. Die ist verrückt nach Schwanz-Fleisch und Sahne! Ja, komm! Gleich in den Hals…“ Ich teilte den Mund meiner amerikanischen Kollegin zu, indem ich den Kopf hin und her drehte, und anfangs erinnerte die Szene noch an das Arcade-Videospiel Pac-Man. Ich war vom Nabel aufwärts oder hinunter bis zum Bund der geliehenen Lederhose nackt und musste feindliche Speere abwehren, und Cypress saugte schmatzend und lachte in den Pausen sogar. Aber dann drängte sich die Party immer dichter um uns, Cypress japste erbärmlich nach Luft, und die brutale Bande bekam, wofür sie bezahlt hatte. Die Augen zugekniffen, die Zunge weit vorgeschoben empfing Cypress die Schleim-Duschen, die Kerle hauten ihr die wutroten monströsen Fleischwürste um die Backen, und ich war heiser von den dämlichen Lock-Sprüchen, an Armen und Bauch mit beschmiert, und wäre am liebsten davon gerannt. Und wie ich nicht für Geld dabei war, blieb ich nicht für mein Fünftel vom Honorar: Im selben Augenblick, in dem ich es nicht mehr aushielt, konnte ich Cypress ja nicht auf den Knien und gefesselt mit den Böcken allein lassen… „Shit, holy shit“, sagte ich beim Duschen und umarmte den schwarzen Körper, der nun unter dem weißen Seifenschaum wunderschön war. „I wanted to run away at last…” „I know!” Cypress lachte hustend. „Isch ollso, darling! Du warrst sooo good! We can do it again if…“ Nun
bescheinigt die Maatz-Psychologie uns Ossis, dass wir
uns wohl „folgsam in diesen engen Bahnen abhetzten“, um
zu höchsten Ehren (siehe Leistungs- Gerade mit dem psychosomatischen Zähneklappern wurde ich fertig, und wir fuhren in die Innenstadt, wo ich Cypress in einer Parodie-Kneipe mit „PRAWDA“-tapezierten Wänden das Wodkaschlucken beibrachte und mir den Mut für ein paar Küsse auf die Wulstlippen antrank. „It was an exclusively event“, versuchte sie ihrerseits die Beruhigung vor einer HIV-Infektion. „Wir sein not ghetto sluts, darling! Upper class fucks are truly safer sex…“ In der Terminologie des Siegmund Freuds aus der evangelischen Diakonie Halle/Saale hieß diese unappetitliche Orgie „den Charakter der Westdeutschen erlernen.“ Schließlich durfte die Chefin nichts von den wilden Weekends ihrer schwarzen Bademeisterin wissen, und mir schien mein Job danach etwas völlig anderes – selbst wenn eine Ganzkörpermassage verabredet war. Das war unsere Sprachregelung. Bei der Erotischen Massage lief paradoxerweise sexuell gar nichts, während die Entspannungsmassagen I und II den Hand- oder Blowjob beinhalteten und bei der Ganzkörpermassage waschen und Durchkneten nur die Nebensachen waren. Auch die Kunden hielten sich an diese Konvention, und so mussten sie nicht einmal lügen, wenn sie den Privatdetektiv der Ehefrau auf die Parkplätze des Badehauses mitgeschleppt hatten. Auf Krankenschein gab es unsere Behandlung allerdings nicht. Das war nur der müde Lieblingswitz der Chefin. Und dass wir praktisch umgekehrt dasselbe taten wie jede stomatologische oder urologische Sprechstundenhilfe… „Tanja… Wenn Kind nicht kommt, Arzt müssen zählen eins, zwei drei Sperma. Schwester geben Glas: Machen rein, wichs-wichs! So du helfen!“ „Es macht mir wirklich nichts aus“, platzte mir bei der hundertsten Wiederholung wortreich der Kittelkragen. „Ich habe die Augenringe bloß, weil ich an einer Hauptstraße wohne und nach sechs nur noch beschissen schlafe!“ „Ja, aber… Und dein Akzent?“ Ich schlürfte den doppelten Espresso extra laut. „Helga… Die Babysprache, in der du mit mir redest, ist kein Akzent. Vielleicht Hoch-Kölnisch oder so…“ Trotz der UV-Bräune wurde die Chefin erst ein bisschen bleich, dann dunkelrot, und endlich lachte sie gezwungen kumpelhaft. „Aber das war ein guter Trick von dir, die Russin zu spielen! Und wir müssen das dem Arbeitsamt ja nicht verraten, nicht?“ Ich nickte, denn trotz meines von Cypress erfundenen Gesichts sah ich in jedem Spiegel, dass mein Extra die für die Umschulung gezahlte Prämie war. Ich war nicht exotisch, nur mäßig schön und weder ein Angebot von Baby- noch von Oma-Sex, und Putzfrauen konnte unsere Zielgruppe eben auch in der eigenen Firma zu der einen oder anderen Gefälligkeit überreden. Auch in Westdeutschland konnte man also Westdeutsch lernen: Kernphysiker zu Physiotherapeuten und Physiotherapeuten zu Kernphysikern umzuschulen, aus ostdeutschen Sekretärinnen westdeutsche Sekretärinnen zu machen und unsere genialen Computer-Nachbastler in die Lehre bei Leuten zu schicken, die kaum das Wort schreiben konnten… Alle die Städtchen, die Friedrich der Große und allerhand kleine Fürsten zur Versorgung ihrer Truppen gebaut hatten, konnten in jener Zeit ihre Exerzierplätze an Leute verkaufe, die sie für Investoren hielten, und ihrerseits entdeckten die Wessis den alten Ost-Witz: aus unseren Betrieben ist noch viel mehr herauszuholen. Eine Mark an die Treuhand, da war allein der Schrottwert der Maschinen noch ein beträchtlicher Gewinn… und… und… Und es genügte, in einem Betrieb für Straßenbau einen ostdeutschen Kugelschreiber zu beschäftigen, um als in der Wildnis ansässige Straßenbau-Firma bevorzugt Staatsaufträge zu bekommen. Aber im Unterschied zu unserem ersten Stammes-Ausflug zu Beate Uhse war das kein WAAAHHHNSINN. Da musste ich später dem ganzen Klassentreffen wirklich widersprechen, und zwar mit Marx statt Maaz. Es war sowieso falsch gewesen, in Marie-Luises eigenes Hotel zu fahren, zum fünfzehnten Jubiläum des Abiturs. Ich wusste von ihr nur noch dass sie schwarze Haare und eine Gesichtshaut gehabt hatte, die noch fettiger als meine gewesen waren, und damit stand sie auf der Liste meiner Erinnerungen schon ziemlich weit oben. Und wäre das HAUS SCHLESIA nicht erst aus den Beton-Platten für ein spätes FDGB-Schulungsheim gefügt worden, hätte Marie-Luise es, falls sie Deutsch-Lehrerin studiert hatte, wenigstens falsch etikettieren können. „Hier schrieb Bertolt Brecht das Gedicht Die Unbesiegliche Inschrift. Wie das HOCH LENIN! in der Arrestzelle am Ende des Ersten Weltkriegs nicht zu übermalen, zu verputzen und auszukratzen war, so waren in den Konferenz-Sälen die für das Bild des Genossen Generalsekretärs gegossenen Wände nicht umzufunktionieren. „Was für Konferenzen habt ihr hier denn so“, fragte ich an der Tür des SAAL KRAKAU, der für unser Besäufnis eingerichtet war. „Jede Art Konferenzen kann man hier machen“, sagte Marie-Luise. „Wir haben ISDN für Journalisten, Funk für Simultan-Dolmetscher und Video-Überwachung und Fernseh-Übertragung nach nebenan. Und oben die Zimmer… Hast du ja gesehen! Und Sauna und Whirlpool!“ Ich bin mir sicher, dass ich nicht grinste, und doch drückte sie gegen meine Schulter und drehte den früheren Jungs meine Brüste zu. „Sind das die Spätfolgen von Tschernobyl, Tanja?“ „Oder ein Hochzeitsgeschenk von einem Selfmade-Millionär“, fragte Frank, der bei seinen großen Händen nur ein rumänisches Zahnarzt-Studium bekommen hatte. „Denn für meinen…, für unseren Geschmack sind diese Ohren wohl doch ein wenig…“ „Ja, ich hatte mich schon gefragt, wer von euch Machos wohl diese Stripperin gebucht hat! Das geht jetzt nicht gegen dich… Aber die benehmen sich wirklich, als hätte es 68 und den Feminismus nie gegeben! Und schon beim letzten Mal, zum Zehnten, hatte ich gesagt, dass auf ein modernes Buffet auch vegetarische Gerichte gehören! Und was arbeitest du?“ Auch sie konnte 1968 nur die Zuckertüte des Schulanfangs bekommen haben, für die Agitation hatten wir einen FDJ-Sekretär gehabt, und als Vegetarierin musste sie an der Schulspeisung und beim Angebot der Obst- und Gemüseläden unmenschlich gelitten haben. Vielleicht war sie also Mechthild, die unser Beispiel für die Nichtdiskriminierung von Christen-Kindern gewesen war, womit wir uns das unter den braunen Locken bleiche Gesicht erklärt hatten. „Ähhh, man könnte das durchaus Stripperin nennen… Bloß, dass ich mich nicht erst ausziehe.“ Es war auch Mechthild, die Mähne von drei Schwangerschaften und den neuen Mittelchen geglättet. Gisela sagte es mir, als Überleitung zu ihrer Stasi-Beichte, und als ich mit ihr von der Toilette zurückkam, fanden es alle sehr, sehr komisch, dass ich einen Tanz mit Jugendfreund XY ablehnte. „Dabei landete man früher bei dir so sicher wie auf dem John-F-Kennedy-Airport“, behauptete Marco, der Eigenheim-Architekt. „Na, bestimmt bis du da jetzt härter. Aber ich habe bisher jede, mit der ich soweit kam, auch zwischen den Titten ausprobiert. Ehrlich! So gut warst du, Tanja!“ Kurz: Wir gaben uns alle Mühe, spaßig zu sein und uns an eine Zeit zu erinnern, die nicht nur der Anfang der Jugend gewesen war, sondern auch im hinteren Jenseits lag und sich mit aktuellen Vergleichen nicht erzählen ließ. John-F.-Kennedy-Airport… Wir hätten doch nie „Scheremetjewo“ gesagt, wer von uns war schon mal dort gewesen, und wer hatte dann die legendäre Einreise-Frage ehrlich beantwortet: Sind Sie oder waren Sie jemals Mitglied einer Kommunistischen Partei? Merkwürdig, dass gerade die Amerikaner so altmodisch wie die Erzgebirgs-Christen waren, die auch nicht glauben wollten, dass unsere Vorbereitungsklasse auf ein Auslandsstudium zu jeder absolut regierenden Partei loyal war. Für mich war es auch noch früh, als nur noch fünf, sechs ehemalige Jungs im SAAL KRAKAU sumpften und der Dorf-Azubi Zoten erzählten, die sie nicht verstand. Das war ein Problem des Alkoholpegels, die Vorrede zu einer Einladung an mich oder die kaum noch verkleidet Bitte um Freikarten für die „Schinken-Bar“, und dann ging es ganz schnell. Das einzige Problem der ehemaligen Jungs war die gerade vollzogene oder dich bevor stehende Scheidung, die für die Kinder hart werden würde, die nun keine rosigen Aussichten mehr hatten, vor Ort und in dieser wirtschaftlichen Situation. Überreichlich prasselten die Geschichten zwischen die Gläser, erlebte, gelesene und aufgeschnappte, nur um ein Paar Kommastellen vergrößerte oder verkleinerte Zahlen. Sie bewiesen, dass die ganze Wende nur vorgeblich eine Revolution und nicht wirklich gegen den Stalinismus gerichtet war, sondern eigentlich ein futterneidisches Attentat auf unsere Abiturklasse darstellte. „Nein, damals waren wir krank“, protestierte Klaus Du-Weißt-Doch-Noch. „Wem haben wir nicht alles geglaubt… Dabei ist der Mensch ein Schwein! Nicht bloß Tanja…“ „Na ja, Tanja noch am wenigsten!“ „Und deshalb konnten die roten Schweinehunde das auch mit uns machen… Hungerlöhne und Elendsrenten, und für einen Witz in den Knast… Und anders als Hitler haben sie nicht mal ordentliche Autobahnen gebaut!“ Für einen Augenblick überlegte ich, ob ich das Arschloch nicht mit in mein Zimmer nehmen sollte, um ihm beim Blasen den Finger in den Arsch zu schieben und ihm die Prostata zu massieren. Wenn er das nicht kannte, musste es ihm eine Vergewaltigung scheinen, für deren Genuss er sich bis zum Beginn der Weltrevolution oder wenigstens bis zum ersten Bordell-Besuch schämen würde. Doch ich trank nur das eben servierte kalte Bier, so hastig, dass es mir im Hals wehtat. „Ich habe damals ja bloß ein paar russische Bären verstrahlt… Und mich wahrscheinlich… Aber ihr, ihr müsst euch doch was dabei gedacht haben, als ihr auf alle Straßen und nach Westberlin seid! Und das war doch wohl nicht, dass man euch schon Zucker in den Arsch blasen wird… Oder doch? Mensch, hattet ihr da Glück, dass der Kohl auch nicht mehr von Marx begriffen hatte als der Honecker! Denn ihr seid kein Geschäft gewesen, für den Staat. Bloß für die Gebrauchtwagenhändler… Ihr seid, wir sind, glaube ich, die erste Kolonie, die ihre Besitzer auffrisst! Ach ja… Und mir schmeckt das eigentlich!“ Ich stieß mir das Knie am Tisch und die Schulter am Türrahmen, und oben tastete ich mich an den Möbeln vom Hotelausstattungs-IKEA entlang zur Toilette. Und danach ließ ich mich rücklings auf ein Himmelbett fallen, bei dem die Fördergelder nicht mehr für den Stoffhimmel gereicht hatten. |
Ich war.
Die Verlobung Ich bin.
Jeremias Ich werde sein.
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