Womit die Philosophen ihre Mäntel verdienen

Woher dieser eine Philosoph, der Diogenes hieß und mein Lieblingsgrieche ist, das Geld für den einzigen Mantel hatte, wissen wir damit auch schon.

Wenn ein Grieche, der bestimmt kein Philosoph, sondern ein genau rechnender Sklavenhalter war, irgendwo Sklaven einkaufte, erzählte er dem fremden Sklavenverkäufer: „Also das stell dir einmal vor! Da treffe ich zusammen mit hundert anderen Kollegen Sklavenhändlern unseren Philosophen, und der hat bei schönstem Sonnenschein eine Kerze in der Hand. Damit leuchtet der uns doch in die Gesichter und schreit: ‘Menschen! Ich suche Menschen!“

„Ja, hat er euch denn nicht gesehen“, fragte der fremde Sklavenhändler dann.

„Genau das haben wir ihn auch gefragt“, juchzte der griechische Sklavenhändler vor Begeisterung. „Wir haben ihn tüchtig ausgelacht und ihm gesagt: ‘Na, hier sind wir doch, du alter Esel!’ Und weiß du, was dieser Philosoph uns, und wir waren immerhin die reichsten Sklavenhändler ganz Griechenlands, gesagt hat? ‘Menschen suche ich’, hat er gesagt. ‘Nicht euch!’“

Der fremde Sklavenhändler lachte, bis er vor lachen heulen mußte. „Oh, das ist gut! Das... Das muß ich... Das muß ich mir mal selber angucken! Nimmst du mich auf deinem Schiff mit nach Griechenland?“

„Klar“, sagte der Sklavenhändler. „Aber nur als Sklave! Außer du kaufst dir eine Fahrkarte, hihi... Und wohnen kannst du bestimmt bei meinem Cousin. Dem gehört ein Hotel am Marktplatz. Es ist zwar ein bißchen laut und teuer, aber dafür kannst du vom Balkon aus Diogenes sehen, ohne daß der dich beißen kann! Na, ja, man weiß doch nie, bei diesen Philosophen!“

So verkauften die anderen Griechen also, daß man in ihren Städten jede Menge Philosophen auslachen konnte, und von jeder Drachme gaben sie ihren Spinnern ein paar Pfennige ab.

Außerdem waren die Philosophen auch die ersten Wissenschaftler. Einer zum Beispiel guckte immerzu die Sterne und die Wolken an, Jahr für Jahr. Die vernünftigeren Griechen arbeiteten oder verkauften Sklaven, aber er guckte und guckte, und dabei kriegte er heraus: Kommen die Wolken in dieser Woche von da nach da, dann regnet es genau zur richtigen Zeit, und im Herbst wird es jede Menge Oliven geben.

Eines Jahres ging der Philosoph nach so einer Woche auf den Markt und fragte nach den Preßmaschinen, mit denen die Griechen aus den Oliven das Olivenöl für ihren Schafskäse drücken.

„Eine nur“, lachte der Verkäufer. „Alle hundert kannst du haben! Seit zehn Jahren hat es schon nicht mehr richtig geregnet, und es wird sowieso kaum Oliven geben! Bloß ein Philosoph kann sich da eine Olivenpresse kaufen! Macht auch nur einen Groschen das Stück!“ Eine ganze Woche lang lachten alle über den Philosophen, der von Maschinenhändler zu Maschinenhändler wanderte und für einen Groschen pro Stück Preßmaschinen für Olivenöl kaufte.

Nach dieser Woche aber fing es genau zur richtigen Zeit zu regnen an, und im Herbst lagen überall massig Oliven herum, aber nirgendwo gab es noch Maschinen, um das Öl rauszudrücken. Die hatte alle der Philosoph im Keller seines Hauses, und so mußten die anderen Griechen zu ihm gehen, vorsichtig klopfen und warten, bis er ausgeschlafen hatte.

„Du bist doch unser allerbester Philosoph“, sagte der reichste Maschinenhändler. „Und ich habe dir die Pressen doch ganz billig verkauft... Könntest du mir vielleicht eine zurückverkaufen?“

„Aber freilich“, sagte der Philosoph. „Bloß wollen jetzt alle Leute Ölpressen von mir, und deshalb kostet eine nicht mehr nur einen Groschen, also zehn Kupferpfennige, sondern zehn große Goldstücke.“

Da jammerte der Maschinenhändler, aber weil er endlich mal wieder Schafkäse in dicken Ölpfützen essen wollte, mußte er dem Philosophen bezahlen, was der verlangte.

Dieser Philosoph wurde also steinreich, weil er nie was anderes gemacht hatte, als in die Sterne und in die Wolken zu gucken.

Und so verdienten die Philosophen damals das Geld für ihre Mäntel und Brötchen, und im Prinzip ist das heute noch so. Entweder hatten sie davon ein leeres Weinfaß zum Wohnen und einen einzigen Mantel oder ein Haus mit großem Keller und Hemdenwasch-Sklavinnen und Schuhputzer-Sklaven. Entweder... oder..., nur das können sich die Philosophen aussuchen, bei ihrem komischen Beruf. Bei Charlys Beruf, den ja auch ich habe.

Und weil der Philosoph mit den Ölpressen kein Händler war, sondern ein ganz richtiger Philosoph, hat er sich von dem riesigen Haufen Geld jede Menge Bücher gekauft, mit anderen Philosophen und Dichtern wilde Feten gefeiert und das ganze Geld ganz schnell ausgegeben.

Charly

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