Wie Platon frühstückte

Platon frühstückte anders als Charly.

Zuerst stand er aus dem Bett auf, ließ sich von seinen Sklaven waschen und anziehen und legte sich dann auf sein weiches Eßsofa.

Kaffee gab es damals noch nicht, darum trank er schon zum Frühstück Wein, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Platon war noch ein bißchen müde, und deshalb ärgerte er sich, als sein Kochsklave fragte, welchen Wein und was zu essen der gnädige Herr wünsche. Platon sagte es ihm, aber kaum war der Kochsklave aus dem Zimmer, überlegte sich Platon etwas Philosophisches über sein Frühstück. Und das war ungefähr das: "Bevor ich frühstücken kann, muß ich mir immer erst Gedanken machen, ist ja fürchterlich! Obwohl... Andererseits... Wenn ich das nicht machen würde, als Philosoph und Mann aus Gold, dann würden mir diese Bronzebauern und Drecksklaven ja irgendetwas hinstellen, was ich gar nicht mag! Was vielleicht für sie ein ganz gutes Essen wäre, aber für mich... Äää, iecks!"

Und Platon klatschte in die Hände, zweimal, damit der Sklave ins Zimmer kam, der alle Gedanken Platons aufschreiben mußte. In Schönschrift.

"Schreibe das jetzt ganz genau mit", befahl Platon dem Sklaven. "Bevor der Mensch frühstücken kann, muß er eine Idee von seinem Frühstück haben. Die Idee ist also das Erste und Wichtigste überhaupt, und das ist ganz logisch: Ideen sind ja das, was die besten und wichtigsten Menschen, die Philosophen und... na, ja, und ab und zu auch die Könige haben. Das Essen selber ist nur das Drittwichtigste, weil es die drittwichtigsten Menschen, die Bauern, machen. Und ihr Sklaven seid überhaupt keine Menschen und macht immerzu alles falsch!"

Und gleich darauf brachte der Kochsklave den Wein und Brötchen und Schinken und Knoblauchgemüse, und Platon haute ordentlich rein. Erstens aß er ja furchtbar gern, und zweitens hatte er eben diese tolle Idee gehabt.

Und das hatte Platon, der vor langer Zeit frühstückte, mit Charly gemeinsam, der frühstückte, als es schon die ersten Lokomotiven und Fotoapparate gab: erstens waren beide Philosophen, und zweitens haben sie ganz wichtige Dinge über das Frühstück gesagt. Was sie sagten, das war allerdings sehr verschieden.

Platon meinte, daß das Wichtigste am Frühstück die Idee sei, was man frühstücken will. Und Charly meinte, daß das Wichtigste das Frühstück selber sei. Erst nach dem Essen kann man sich Gedanken machen.

Beides stimmt natürlich irgendwie, und das richtig Dumme an Platons Idee war nur, daß er damit die Menschen einteilte: in die wichtigen Menschen mit den feinen Ideen und die meisten Menschen, die das Maul halten und diese Ideen ausführen mußten. Und das kam eben daher, weil Platon reich war und sich immer nur mit Philosophen und Königen unterhalten wollte.

Charly aber wollte nicht einmal Minister werden, und auf seine Frühstücksidee war er so stolz, weil sich seit Platon niemand mehr getraut hatte, so etwas zu denken.

Charly

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