Der Philosoph mit den drei Vornamen

Der Philosoph Sokrates hieß noch ganz einfach - Sokrates. Der Philosoph Hegel dagegen hatte gleich drei Vornamen: Georg und Wilhelm und Friedrich. Georg, so hieß auch sein Vater, und Wilhelm und Friedrich hießen in Deutschland die meisten Fürsten und Könige.

Bei sovielen und solchen Vornamen, könnte man denken, mußte Hegel ein ganz braver Mann und guter Untertan des Königs werden. Und eigentlich war er das auch immer.

Als er noch studierte, hat er zwar immer mit dem Dichter Hölderlin zusammen gehockt, der die ganze Welt anders einrichten wollte: ohne Könige und Dichter, die wie der berühmte Dichter Goethe auch Minister waren und viel Geld verdienten. Dabei konnten andere Leute nicht mal lesen, und Geld hatten sie fast keins. Das ärgerte Hölderlin furchtbar, und am Anfang auch seinen Freund Hegel, aber später hatte Hölderlin eine Meise gekriegt, und Hegel ist lieber Professor geworden.

Anders als Sokrates ist Hegel auch nie durch die Stadt gewandert, um die Leute immerzu zu fragen: „Wieso?“ Hegel saß immerzu in seiner warmen Professorenwohnung und hat aufgepaßt, daß seine Frau zum Sockenwaschen nicht zuviel Waschpulver nahm. Wenn er in die Universität ging, um seinen Studenten was vorzulesen, hat er dabei genuschelt und gelispelt. Ganz schwer war der Hegel zu verstehen, und was er den Leuten sagen wollte, war auch nicht einfach.

Sokrates hatte von sich gesagt: „Ich weiß, daß ich nichts weiß!“ Und deshalb hatte er immerzu „Wieso?“ gefragt. Hegel dagegen dachte, daß er alles wußte: alles über die Geschichte der Staaten und der Philosophie oder über die Kunst. So reinzulegen wie Sokrates war Hegel nicht!

„Ja, was denn nun“, fragten ihn die Studenten zum Beispiel. „Ist Berlin nun die beste Stadt der Welt oder nicht?“

Da mußte der Philosoph Hegel gar nicht lange überlegen. „Also wenn ich darauf ganz kurz mit Ja oder Nein antworten muß, dann würde ich eher sagen Jein: sowohl Ja als auch Nein. Ja nur dann, wenn es zugleich auch Nein bedeutet, und Nein, weil ich eigentlich Ja meine. Das war so, vielleicht, aber ob es noch so ist, weiß ich nicht...“

Obwohl er ein ordentlicher deutscher Philosoph mit drei Vornamen war, war Hegel also genauso ein komischer Philosoph wie Sokrates. Hätte man zu seiner Zeit in Berlin genau wie in Athen die Philosophen vergiftet, die die Stadt nicht richtig loben wollten, wäre also auch Hegel dran gewesen. Nicht wegen dem staunenden „Wieso?“, sondern wegen seinem klaren „Jein, oder nicht?“

Und in dieser Art redete Hegel über alles, wozu er gefragt wurde.

„Bei diesem Mistwetter willst du doch nicht etwa in die Universität gehen“, fragte ihn seine Frau Mariechen an einem Aprilmorgen. Es regnete fürchterlich, aber Hegel stand schon im Mantel an der Haustür.

„Du hast recht“, sagte Hegel nachdenklich. „Das ist ein absolutes Mistwetter - für einen Professor. Aber du irrst dich auch, weil es für die Blumen in unserem Vorgarten ein sehr gutes Wetter ist“, sagte Hegel und lehnte sogar den Schirm wieder an den Schuhschrank.

„Einen Quatsch erzählst du, lieber Mann“, schimpfte Hegels Frau. „Du wirst dich schlimm erkälten und vielleicht an Schnupfen sterben, jawohl!“

„Jein“, sagte Hegel ärgerlich zu seiner Frau. „Immer und überall und vor allem heißt es zugleich Ja und Nein, Nein und Ja! Und Quatsch ist das auch nicht, sondern die Dialektik. Die haben schon die griechischen Philosophen geübt, und dafür bin ich schließlich Professor. Und Ja, vielleicht hast du Recht und ich sollte doch den Schirm mitnehmen.“

Charly

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