Die Idee, unsterblich zu werden

Andere Köpfe mit anderen Ideen

Ohne Hegel, den Philosophen mit den drei Vornamen, der weder Ja noch Nein sagen wollte, wäre Charly bestimmt nicht auf alle seine Ideen gekommen. Davon haben wir ein paar Geschichten gehört, und mit dem Dichter Heine und mit Charlys Freund Friedrich Engels haben wir zwei Leute kennengelernt, die von Hegel dasselbe gelernt hatten wie Charly. Aber natürlich hatte Hegel viel mehr Schüler, und Charly hatte eine Menge Freunde und Bekannte und später selbst Schüler. Auch in anderen Ländern gab es kluge Leute, die Hegel lasen, und auch dort gab es viele Arme, die an den Ideen von Hegel oder Charly Spannendes fanden oder einfach nicht länger arm sein wollten. Alle diese Leute schrieben Bücher oder schrieben Sprüche an die Wände, und wenn sie nicht schreiben konnten, konnten sie doch immerhin einen Aufstand machen. Und von all dem hörte Charly manchmal mehr, manchmal weniger, und das brachte ihn dann auf neue Ideen...

Da gab es zum Beispiel in Frankreich einen Mann, der mit fünfundzwanzig Jahren mit dem Studium aufgehört hatte und seitdem immerzu darüber nachdachte und darüber schrieb, wie man mal einen erfolgreichen Aufstand organisieren könnte. Wenn sich damals ein paar Pariser Arbeiter über den Schnupfen des Königs unterhielten, lief dieser Mann, der August Blanqui hieß,  zu ihnen.

“Ist doch eine prima Gelegenheit”,  sagte er zu ihnen. “Wenn der König heiser ist, kann er nicht so laut nach seinen Generalen rufen, nicht? Da muß er also einen Boten schicken, und wenn wir schneller laufen oder gar den Boten fangen, könnten wir doch den König absetzen, nicht?” Dann schüttelten die schwatzenden Arbeiter ungläubig die Köpfe und murmelten, daß das nicht so einfach gehe. Paar Gewehre müßte man schon haben... “Habe ich mit ein paar Freunden welche versteckt”, sagte Blanqui. Und sie paar Hansel seien auch zuwenig, meinten die Arbeiter. “Och, wir treffen uns immer im Klub der Jahreszeiten”, sagte Blanqui dann. “Der heißt so, weil das harmlos klingt, und weil nach dem langen Winter der Armut nun der Frühling der Arbeiter anfangen muß.” Und wenn die Soldaten mit Pferden und Kanonen kämen, sagte der vorsichtigste Arbeiter, dann würden alle Aufständischen wegrennen müssen. “Kein Problem”, sagte Blanqui. “Dann reißen wir das Straßenpflaster auf, kippen eine Pferde-Straßenbahn um und schießen von da. Und aus dem ersten und zweiten und dritten Stock schmeißen die Arbeiterfrauen mit Blumentöpfen nach den Soldaten... Das heißt Barrikade und funktioniert ganz prima, besonders in ganz engen Straßen.”

Und Blanqui holte einen Stadtplan aus der Hosentasche und zeigte, wo das ginge. Und so schaffte es Blanqui, daß die Arbeiter mit ihm losrannten und einen Aufstand machten. Am Ende ging das immer schief, und Blanqui kam immer wieder ins Gefängnis, aber es half nie: sobald er da raus kam und an der nächsten Ecke paar Arbeiter zusammenstehen sah, sockte er zu ihnen hin. Und kurz darauf gab es den nächsten Aufstand...

Und auch in Frankreich gab es einen Mann, der Josef Proudhon hieß und Buchdrucker war. Er arbeitete viel und las beim Arbeiten auch viel in den Büchern, war also fleißig und schlau und wurde doch nicht reich, und darum kam er auf die Idee, jeder Reiche oder zumindest sein Opa müßte seinen Reichtum irgendwann mal zusammengeklaut haben. Darüber schrieb er ein Buch, dessen wichtigster Satz war: “Eigentum ist Diebstahl.”

Charly lachte über diese Idee, weil er auch schon vor seinem Buch über den Reichtum viel mehr über das Eigentum und den Reichtum herausgefunden hatte, aber viele arme Leute fanden den Satz trotzdem gut: Diebe waren die Reichen also, diese Schufte!

Von dem Geld für seine Bücher und mit ein bißchen gespartem Geld kauften sich Proudhon und zwei Freunde später eine eigene Druckerei, und das brachte Josef  auf eine phantastische Idee: wie er konnten das doch alle Armen machen! Wenn die vielen Armen nur ganz wenige Pfennige sparten, würde auch ein ganzer Berg Geld zusammenkommen, und dann konnten sich die Armen doch eine eigene Fabrik kaufen und mußten nicht länger in den Fabriken der Reichen arbeiten. Sobald das überall im Land passierte, würden die reichen Fabrikbesitzer niemanden mehr finden, der für sie arbeitete, und damit würden sie praktisch abgeschafft werden.

Diese Idee fand Charly noch blöder, weil dabei nicht an die Sparkassen und Kaufhäuser und Gesetze und Soldaten der Reichen gedacht wurde, aber als Proudhon dann anfing, Geld zu sammeln, machten wieder ganz viele Leute mit. Recht hatte freilich eher Charly: der Kaiser von Frankreich ließ Proudhon, weil der auch als Sparkassen-Direktor weiter auf die Reichen und ihren Kaiser schimpfte, einsperren, und da hatte die “Volksbank” keinen Direktor mehr und ging kaputt.

Aber selbst an den komischsten Ideen ist immer ein bißchen Wahres, und später fielen sie Charly wieder ein, und er schrieb sie in seine eigenen Bücher: um zu bestimmen, schrieb er ähnlich wie Blanqui, brauchen die Arbeiter eigentlich nur genügend Gewehre, einen Klub und  einen Stadtplan. Und wenn es mal soweit ist, überlegte Charly ganz ähnlich wie Proudhon, könnten sie die Gewehre und ihre gesparten Groschen nehmen und zu den Fabrik-Besitzern gehen und freundlich fragen: verkauft ihr uns euren Laden oder sollen wir euch lieber ein bißchen erschießen?

Charly

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