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100 Tage FrühlingNatürlich haben die Reichen nicht nur Angst vor dem Gespenst des Kommunismus. Auch anderes haben sie ja vor, und normalerweise war und ist dieses Andere ihr Geschäft. Jeder Reiche muß ein bißchen reicher werden, und das geht am besten, wenn der Staat der Reichen immer ein bißchen mächtiger wird. Zu Charlys Zeiten ging das noch am besten, wenn ein Land das andere überfiel und ihm zur Strafe, daß es verloren hatte, irgendetwas weg nahm: ein Stück vom Land oder eine ganze Menge Geld. Immer wieder passierte das und ging auch gut: einmal gewann dieses Land, dann das andere... 1870 war es wieder einmal soweit. Dem Frankreich der Reichen, das nach vielen Revolutionen von der Republik zu einem Kaiserreich geworden war, gefiel gar nicht, daß der preußische König anfing, der Chef der vierunddreißig deutschen Königreiche und Herzogtümer zu werden: ganz klar. Und der preußische König war sicher, daß er ganz bestimmt der Chef aller deutschen Königreiche und Herzogtümer werden würde, wenn er einen kleinen netten Krieg mit Frankreich gewinnen und massig Geld erbeuten würde. Auch die Waffenfabrikanten in beiden Ländern meinten, daß ihre Warenlager mal wieder leer geräumt werden müßten... Die preußische Armee kam sehr schnell sehr weit nach Frankreich hinein, und bei der Stadt Sedan fing sie mit ein bißchen Glück die ganze französische Armee und den französischen Kaiser dazu. Damit wäre der Krieg eigentlich zu Ende gewesen, aber die Franzosen, die ihren Kaiser Napoleon III. gar nicht hatten leiden können, wollten nicht einsehen, weshalb sie für seine Niederlage bezahlen sollten. Außerdem hatten ihre Waffenfabrikanten Knarren und Kanonen für einen viel längeren Krieg gespeichert gehabt... Darum erklärten die reichen Franzosen ihr Land wieder zur Republik, und wie nach der großen Revolution sollte auch jeder Arme für dieses Land ohne Kaiser kämpfen können. Dann würde es den Armen bestimmt besser gehen, nur leider: ein Problem gäbe es! Die Waffe zum Kämpfen müßten sie sich leider selber kaufen, weil ja nicht nur der doofe Kaiser, sondern die ganze Armee gefangen sei... Und um sich bei den Arbeitern einzukratzen, ließ die Regierung die Gefangenen des Kaisers frei, zum Beispiel einen alten Mann, der eigentlich gar nichts richtiges gelernt hatte: Louis Auguste Blanqui. Den Blanqui, den wir schon kennengelernt haben und den die Regierung der Republik auch bald kennenlernen sollte... Blanqui und seine Freunde sagten den Arbeitern nämlich auch, daß sie sich Gewehre und Geschütze kaufen sollten. Nur gegen die Preußen, sollten sie sagen, falls der Händler fragte, und wenn sie sich erst mal bewaffnet hatten, würde man schon weitersehen... Als die Regierung das mitbekam und Blanqui wieder einsperrte, war es fast schon zu spät: die Preußen standen im Land, die Armee war gefangen und die Arbeiter hatten Waffen! Böse Falle! Darum schloß die Regierung Frieden mit den Preußen: egal, was das kosten sollte. (Es sollte, was damals ungeheuer viel war, vier Milliarden Goldstücke kosten.) Außerdem wollten die Preußen ihre Armee durch das besiegte Paris marschieren lassen und so weiter. All das versprach die Regierung von Frankreich den Preußen auch, aber - noch bösere Falle: nun wurden die Armen von Paris erst so richtig sauer. Die Preußen kriegten Geld geschenkt, jaja! Und sie durften über die schönsten Straßen von Paris latschen, wo die Gendarmen jeden Bettler wegfingen! Und wozu, bitte schön, hatte man eben erst Knarren und Kanonen gekauft? Nun, viel zu spät, versuchte die Regierung mal, besonders schlau zu sein. Sie ließ jede Menge Mehl nach Paris bringen und versprach, billige Brötchen auszuteilen, und wenn die Leute bei den Bäckern anstanden, dachte man sich, könnten doch die letzten Soldaten der Regierung die vor den Haustüren rumstehenden Kanonen einsammeln. Gesagt und versucht..., aber die erste Kanone war noch nicht weg, da drehte sich eine Brötchen-Käuferin um, sah die Bescherung und kreischte los. Und sofort waren den Leuten die Brötchen egal. Die konnten sie ja immer noch holen, wenn sie erst die Kanonen wieder hatten! Die letzten Generale der Regierung befahlen den letzten Soldaten der Regierung sofort, auf die Leute zu schießen, die da gerannt kamen, und meistens hilft so etwas. An diesem 18. März 1871 aber waren wohl zuviele Leute unterwegs, auch zuviele Bekannte der Soldaten dabei, und auch die Soldaten waren ja auf ihre feige Regierung sauer... Also hörten die Soldaten den Befehl, nahmen die Gewehre von den Schultern, zielten sehr genau und - Peng! - waren zwei Generale tot. „Jetzt machen wir Kommune“, schrien alle begeistert, holten sich die Brötchen und feierten ordentlich. Zeit hatten sie ja, weil keine Armee kommen konnte, und sie nahmen den Reichen, die abhauen wollten, nicht mal die Koffer weg. Sie würden sich ohne feigeRegierung, Mord-Generale und gierige Waffenhändler viel mehr selber erarbeiten, als sie jetzt erobern konnten... Blanqui raufte sich die Barthaare aus, aber den hatte die Regierung weit weg von Paris einsperren lassen, und Charly raufte sich seinen dickeren Bart genauso - aber er saß als Gelehrter in einer Bibliothek in London und schrieb zum dritten Mal den zweiten Band des „Kapitals“ um. Sofort wußte Charly, daß diese Arbeiterrevolution nur schief gehen konnte: sie hatte nicht in allen Ländern, ja nicht mal in allen Städten Frankreichs zugleich angefangen, und dann hätten die Arbeiter nicht einen Reichen abhauen lassen dürfen! Und schon gar nicht mit allem Geld... Hundert Tage später war auch in Paris alles vorbei. Von dem mitgenommenen Geld hatte sich die abgehauene Regierung überall im Land Bauern als Soldaten eingekauft: gegen die faulen, saufenden Säcke in der Großstadt, erzählte sie in den Dörfern. Und außerdem hatten die Preußen der feindlichen Regierung die gefangene Armee zurückgegeben... Da half der Kommune nicht, daß sie den Bäckergesellen erlaubt hatte, erst nach dem Ausschlafen Brötchen zu backen... Daß ihre Minister nur sovielGeld wie die Arbeiter kriegten... Daß jedes Kind umsonst in die Schule gehen durfte... und... und... Viele sehr vernünftige Sachen wurden im Paris der Kommune beschlossen, und die schrieben die Pariser Arbeiter sehr stolz auf rote Tücher. „Wir sind doch eure Kumpels“, schrieben sie auch drauf, und sie hielten die Tücher den Soldaten entgegen - aber die Regierung hatte jetzt eben wieder viele Soldaten und viele Generale, und jeder sah jetzt, daß doch wieder die Reichen gewinnen würden. Eine Woche lang wurde in den Straßen von Paris gekämpft, dann waren die hundert Tage Frühling zu Ende, viele Aufständische tot und die Gefängnisse voll. In den Bärenzwinger des Schlosses von Versailles wurden die Gefangenen gebracht, wie zweihundert Jahre vorher Jagd-Bären, und auf der Besichtigungsmauer gingen die Reichen lang und lachten und spuckten. In allen Zeitungen stand, daß Blanqui und Charly und die anderen Kommunisten die Arbeiter aufgehetzt hätten, aber daß das Gespenst des Kommunismus nun ein für alle Mal vertrieben sei...
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CharlyCharlys Frühstücks-IdeeVon den Philosophen Die Idee von der ordentlichen UnordnungFritze in BerlinDer Philosoph mit den drei Vornamen Hegels Kinder Wie Charly und Fritze Freunde wurden Was Charly und Fritze an Hegel so sehr gefiel Von den Gesetzen Ein Gesetz über den Holzdiebstahl Was Charly und Fritze beim Bier einfiel Die GespenstergeschichteDer KommunismusWann und warum das große Teeglas überläuft Caesar und die Kaiser Der neue Caesar - das Geld Aber... Aber? Wo das Gespenst blieb Die Idee vom BackstubenwunderVon dummen Ideen in schlauen KöpfenWie man durch das Tauschen leben und reich werden kann. Oder nicht. Einfache Merksätze über den Reichtum Schaufensterbummel Das Backstubenwunder Der Mörder ist immer... der Bäcker! Die Idee, unsterblich zu werdenAndere Köpfe mit anderen IdeenBakunin, der Grizzly 100 Tage Frühling Die Idee, faul zu sein ... und kein Ende ... |