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Was Charly und Fritze an Hegel so sehr gefielEs gab wirklich nicht viele Studenten, die den Professor Hegel verstanden. Zuerst lag das ja daran, daß er immer so leise sprach und fürchterliche nuschelte und lispelte. Dann aber kam auch schon, daß er sie mit seinem ewigen "Jein" nervte. Die meisten Studenten hatten reiche Eltern und fanden das einfach gut, und nicht "Sowohl... als auch..." Sie wollten später mal Rechtsanwalt oder Minister werden, und davor wurde man gefragt, ob man auch wirklich ein guter Gerichts- oder Universitätsdiener des Königs werden wollte. Da mußte man ganz laut "Ja" sagen, nicht etwa nur "Jein". So etwas durften sich nur die Philosophen erlauben. Darum konnten die meisten Studenten Hegel nicht verstehen, und darum mochte Hegel seine Studenten auch nicht besonders und erzählte ihnen besonders gern Geschichten, die sie überhaupt nicht mehr verstehen sollten. "Die ganze Welt hat sich bekanntlich Gott ausgedacht", sagte Hegel zum Beispiel. "So steht es in der Bibel und, was fast noch wichtiger ist: bei Platon steht das auch so. Und genau so ist es, aber es ist eben auch ganz anders. Der Beweis: wir laufen ja nicht mehr in Gottes Kopf rum, sondern haben selber einen und ziemlich oft Zahnschmerzen. Kurz und gut: Gott hat sich die Welt zwar prima ausgedacht, aber dann hat er sie eben auch gemacht, und das ist ja der Jammer! Beim Hinbauen ist nämlich alles ein bißchen schief geworden. Jeder Maurer kennt das... Und heute sehen wir um uns rum lauter schiefe Türme und müssen versuchen, wie Gott die in seinen Gedanken gesehen hat: schön gerade und die Eier als runde Bälle. Und das ist der absolute Jammer, obwohl es zugleich auch gar kein Jammer ist, weil es gar nicht anders gegangen wäre. Oder doch?" Dieses Reden über Gott hielten schon viele Studenten für eine Frechheit, aber es war eigentlich nur Hegels Anfang. "Und dann wollte ich Euch noch was von Euren Dienerinnen, Buttlern und Pferdeknechten sagen", machte Hegel weiter. "Ihr seid die Chefs von Ihnen, stimmt's?" Da nickten die Studenten und waren sehr froh. Wie sie ihre Dienerinnen schikanieren konnten, das wußten sie, und außerdem hatten sie mal ein paar Worte von Hegel verstanden. "Stimmt eben nicht", nuschelte Hegel. "Die Diener machen zwar, was ihre Chefs wollen... Aber wenn die Diener das mal nicht mehr machen wollen, dann sind ihre Chefs keine Chefs mehr, haha!" Da überlegten die Studenten sehr lange, und nur noch wenige von ihnen nickten vorsichtig. "Wenn aber der Diener bestimmt, ob der Chef ein Chef ist oder nicht", erschreckte Hegel auch noch die Letzten, "dann ist ja in Wirklichkeit der Diener der große Bestimmer, der Chef seines Chefs!" "Nein, nein", sagte einer der ganz reichen Studenten. "Wenn mein Diener nicht macht, was ich befehle, gebe ich ihm kein Geld, schmeiß ich ihn raus und suche mir ein gehorsameren Diener! Im Philosophie-Unterricht klingt die Geschichte ja schlau, aber in der Wirklichkeit ist das ganz anders!" "So", staunte Hegel, und nun war er es der überlegte. Sehr lange überlegte er, und dann sagte er leise, aber ganz deutlich. "Dann ist diese Wirklichkeit aber ganz schön dämlich." An dem Tag, an dem Hegel starb, spielte Charly mit anderen Jungen Fußball, und Fritze war gerade mal so alt, daß er den Nachbar-Jungen beim Fußballspielen zusehen durfte. Trotzdem hatte Hegel einen Studenten, der ihn verstand, und der hieß Heinrich Heine und wurde später ein berühmter Dichter. "Sagen Sie mir bitte, verehrter Herr Professor", sagte Heinrich Heine einmal zu Hegel. "Also wenn immer 'Jein' gilt, dann bedeutet das doch auch, daß unser bekloppter König keine gute Idee von Gott ist? Oder doch? Oder nicht?" Hegel sah sich vorsichtig um, ob auch kein Geheimpolizist in der Nähe war, dann winkte er Heine dicht neben sich und flüsterte: "Doch, unser König ist eine Idee von Gott! Sonst wäre er ja nicht unser König und wir würden nicht machen, was der bekloppte Kerl von uns verlangt. Aber natürlich güldet auch: wenn wir mal nicht mehr machen wollen, was der bekloppte Kerl von uns verlangt, dann ist er philosophisch gesehen nicht mehr unser Chef. Und dann schickt uns Gott eben die Idee, daß wir dem König den Kopf abhacken könnten. In Frankreich haben sie das sogar schon probiert, und die Welt ist davon nicht untergegangen. Und das haben wir damals gefeiert, ich und mein Freund, der Dichter Hölderlin..." Und Hegel seufzte. "Aber Hölderlin hat heute eine Meise und ich bin Professor, und trotzdem weiß ich nicht, was besser ist... Aber das alles behalten Sie schön für sich, junger Mann!" "Jaja", sagte Heine ganz schnell, und bedeutet hat das auch bei ihm nur "Jeinjein". In einem von seinen vielen Artikeln hat er dieses Geheimnis für alle aufgeschrieben. Der König konnte Hegel nicht mehr als Professor entlassen, weil Hegel schon tot war, aber Charly und Fritze schrieben Heine einen begeisterten Brief: "Es gibt auf der ganzen Welt nur drei Leute, die den ollen Nuscheler verstanden haben, und das sind wir drei. Wir sollten unbedingt Freunde werden." Und so gut, wie Dichter und Philosophen Freunde sein können, so gut waren sie das von da an auch.
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CharlyCharlys Frühstücks-IdeeVon den Philosophen Die Idee von der ordentlichen UnordnungFritze in BerlinDer Philosoph mit den drei Vornamen Hegels Kinder Wie Charly und Fritze Freunde wurden Was Charly und Fritze an Hegel so sehr gefiel Von den Gesetzen Ein Gesetz über den Holzdiebstahl Was Charly und Fritze beim Bier einfiel Die GespenstergeschichteDer KommunismusWann und warum das große Teeglas überläuft Caesar und die Kaiser Der neue Caesar - das Geld Aber... Aber? Wo das Gespenst blieb Die Idee vom BackstubenwunderVon dummen Ideen in schlauen KöpfenWie man durch das Tauschen leben und reich werden kann. Oder nicht. Einfache Merksätze über den Reichtum Schaufensterbummel Das Backstubenwunder Der Mörder ist immer... der Bäcker! Die Idee, unsterblich zu werdenAndere Köpfe mit anderen IdeenBakunin, der Grizzly 100 Tage Frühling Die Idee, faul zu sein ... und kein Ende ... |