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Die GespenstergeschichteDas ist ja noch heute so: bei Leuten, denen es nicht reicht, zwei süße Kinder zu haben, die aber auch nicht besonders berühmt sind und nichts besonderes können. Diese Leute erzählen gern herum, wenn sie mal mit jemand Berühmtem gesprochen haben, mit einer viel gefilmten Schauspielerin oder einem Box-Weltmeister. Nur daß man jemand getroffen hat, der Lesen und Schreiben kann, wird heute niemand mehr rumerzählen. Das lernt heute ja jedes Kind, und sogar um die Lautsprecher richtig am Radio anzustecken, muß man lesen können: die Gebrauchsanweisung nämlich. Als Charly lebte, war das anders. Radios gab es noch nicht, und die Maschinen waren noch so einfach und groß, daß sie nicht gleich kaputt gingen, wenn ein Arbeiter mal etwas falsch machte. Eher ging der Arbeiter kaputt. Hatte er die Gebrauchsanweisung nicht gelesen und zog er die Hand zu spät aus der Maschine, dann war die Hand eben ab. Das war aber nur für ihn schlimm. Der Fabrikbesitzer konnte den Handlosen aus der Fabrik scheuchen und einen von den Arbeitslosen hereinlassen, die vor dem Tor anstanden. Dem Neuen zu erklären, wie die Maschine ungefähr funktionierte, das ging viel schneller, als ihm das Lesen beizubringen. Und das war schon damals der Lieblingsspruch aller Fabrikbesitzer: "Zeit ist Geld!" Nur wenige Arbeiter, die, die an etwas komplizierteren Maschinen arbeiten sollten, mußten mal kurz in die Schule gehen, konnten lesen und schreiben und waren etwas Besonderes. Deshalb schrieben sie sich gegenseitig Briefe, wie es ihnen so ging: beschissen. Und sie schrieben sich, was sie dagegen machten: Biertrinken zum Beispiel. Dadurch ging es ihnen zwar nicht besser, aber nachdem sie viel Bier getrunken hatten, fanden sie ganz normale Sachen zum Lachen. Später, nach noch mehr Bier, sahen sie alles doppelt, und dann schliefen sie ein und vergaßen, wie es ihnen ging. Wer aber wach blieb, wurde vom Bier ungeheuer mutig. Der traute sich manchmal sogar, einen kleinen Polizisten zu verprügeln oder mit bärtigen Männern in feinen Anzügen zu quatschen: über Gott, die Welt und Hegel. Damit gaben diese Arbeiter dann in ihren Briefen an: "Gestan, waa, hamma mit son zwo Typen jesoffen! Astrein! Viehisch schlau warn die, die beiden feinen Pinkel. Max und Engel oder so..." Und andere Arbeiter schrieben zurück: "Dann fragt doch Max und Moritz ma, wassma so machn könn, dasses uns bisserle besser geht! Außer saufen, haha..." Und das machten die Arbeiter, die ab und zu mit Charly und Fritze Bier tranken, und Charly und Fritze sagten sofort "Ja". Ja, dazu würde ihnen schon dies und jenes einfallen, sagten sie, und das würden sie den Arbeitern sogar sehr gern aufschreiben... Über ihrem eigenen Geld verdienen vergaßen Charly und Fritze dieses Versprechen aber immer wieder. Charly mußte pausenlos Artikel für Zeitungen schreiben, und Fritze mußte aufpassen, daß die Arbeiter in den Fabriken seines Vaters und seines Onkels ordentlich ranklotzten. Ihre Kneipenkumpels warteten und warteten und wurden immer ärgerlich. Endlich schrieben sie Charly und Fritze einen Wut-Brief: "Wenn Ihr Eua Vasprechen nich haltet, ihr feine Pinkel, dann suchma uns zwo andere Allerschlaueste!" "Na, die möchte ich sehen", sagte Charly. Er war ärgerlich, weil die Arbeiter glaubten, einen Philosophen zu finden, der schlauer als er war. Charly paffte eine dicke Wolke Zigarrenqualm. "Das ist ja wie in einem schlechten Traum! Da kommen solche Gespenster in zerrissenen Anzügen, mit knurrendem Magen und mit nur einer Hand, klirren mit den Ketten und sagen mir... Mir, immerhin..." "Du, warte mal", sagte Fritze und nahm schnell ein Stück Papier. "Das ist doch ein prima Anfang! Wenn wir mit einem Gespenst anfangen, dann werden die Arbeiter das bestimmt furchtbar spannend finden! Und sogar ihre Kinder!" "Also ich weiß nicht", stöhnte Charly und verzog das Gesicht. "Schließlich hat es in der ganzen Philosophie noch nie und nirgendwo ein Gespenst gegeben!" "Eben", sagte Fritze, ganz stolz auf seine Idee, und fing an, das Blatt zu bekritzeln. "Ein Gespenst geht um..." "...in Europa", sagte Charly eilig, damit auch noch was von ihm in den ersten Satz kam. "Das Gespenst des Kommunismus." Nun stöhnten Charly und Fritze zusammen. Eigentlich konnten sie den Kommunismus nämlich gar nicht leiden, und den hatte es in der Philosophie auch noch nie und nirgends gegeben. Aber ausgerechnet dieses Wort fanden die wenigen Arbeiter, die ein bißchen schreiben konnten und ein paar Bücher gelesen hatten, ungeheuer toll.
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CharlyCharlys Frühstücks-IdeeVon den Philosophen Die Idee von der ordentlichen UnordnungFritze in BerlinDer Philosoph mit den drei Vornamen Hegels Kinder Wie Charly und Fritze Freunde wurden Was Charly und Fritze an Hegel so sehr gefiel Von den Gesetzen Ein Gesetz über den Holzdiebstahl Was Charly und Fritze beim Bier einfiel Die GespenstergeschichteDer KommunismusWann und warum das große Teeglas überläuft Caesar und die Kaiser Der neue Caesar - das Geld Aber... Aber? Wo das Gespenst blieb Die Idee vom BackstubenwunderVon dummen Ideen in schlauen KöpfenWie man durch das Tauschen leben und reich werden kann. Oder nicht. Einfache Merksätze über den Reichtum Schaufensterbummel Das Backstubenwunder Der Mörder ist immer... der Bäcker! Die Idee, unsterblich zu werdenAndere Köpfe mit anderen IdeenBakunin, der Grizzly 100 Tage Frühling Die Idee, faul zu sein ... und kein Ende ... |