Der Mörder ist immer... der Bäcker!

(Die ursprüngliche Akkumulation)

Das klingt jetzt komisch, und die Überschrift ist ja auch aus einem komischen Lied, in dem das der Refrain ist: „Der Mörder ist immer der Gärtner...“ In billigen Kriminalromanen, die in englischen Lady-Diana-Schlössern spielen, ist das ja auch so. Alle sind immer nett und sind fein angezogen, sogar James, der Butler, aber eben nie der Gärtner.

Das beste an der Überschrift ist aber, daß sie gut in Charlys Buch vom Reichtum gepaßt hätte, hätte Charly das Reichwerden - wie ich - an den Bäckern erklärt. Ein ganzes langes Mords-Kapitel gibt es da, weil Charly nach dem Backstuben-Wunder noch eine einzige Sache erklären mußte: wieso warteten „auf dem  Markt“ eigentlich immer so viele Bäckergehilfen darauf, daß ein Bäcker kam und sie für 4 Brötchen Essen 16.000 Tausch-Brötchen backen ließ? Wieso gingen sie nicht nach Hause und backten sich ihre vier Brötchen und ein paar Tauschbrötchen selber? Früher einmal, als die meisten Menschen noch auf dem Dorf wohnten und Bauern waren, machten sie das ja auch einfach selber...

Und tatsächlich ist die Antwort auf die Frage ganz einfach: weil nicht mehr früher ist.

Etwas hat, da müssen wir uns nur umsehen, die meisten Leute aus dem Dorf in die Stadt getrieben und aus den Bauern Bäckergesellen gemacht. Oder Sockenstricker oder Autoschlosser... Die Bäcker sind ja nur unser Beispiel.

Nach diesem „Etwas“ suchte Charly lange Zeit in den Geschichtsbüchern, und aus allen möglichen Geschichten und Gesetzen und Untertanen-Zählungen der englischen Könige schrieb er die Zahlen heraus und rechnete aus, wieviele Leute in diesem und dann in jenem Jahr noch auf dem Dorf, wieviele Leute schon in der Stadt gelebt hatten. Mehr war eigentlich nicht nötig, um dreihundert Jahre vor Charlys Zeit jenes „Etwas“ zu finden - wenn man erst einmal wußte, was man dort suchte.

Charly entdeckte in alten Büchern und Geschichten, die schon eine ganze Menge Leute gelesen und interessant gefunden hatten, nämlich eine ziemlich schlimme Zeit. Bis in diese Zeit hinein waren die meisten Leute Bauern gewesen, die friedlich und gemütlich um die Schlösser der Lords wohnten, ihre Brötchen selber backten, ihre Wurst aus den eigenen Schweinen machten und ihre Socken aus der Wolle der eigenen Schafe strickten. Sie arbeiteten auch, um von allem einen Teil an die Lords und an die Kirche abzugeben, damit die Lords die Raubritter bekämpften und die Priester zum Feierabend und sonntags die Glocken läuteten, aber insgesamt waren bis zu dieser Zeit alle ziemlich zufrieden gewesen.

Dann aber fanden die Händler in den wenigen und kleinen Städten heraus, daß sie für sehr viel Geld Stoff in andere Länder verkaufen konnten, und als die Wolle, aus der der Stoff gemacht wurde, alle war, schickten die Händler ihre Diener zu den Lords. Dort sollten sie für sehr viel Geld Wolle kaufen, aber die Lords hatten um ihre Schlösser zuwenige Schafe. Und als sie mehr Schafe gekauft hatten, fanden die Schafe zuwenige Futterwiesen und zuviele Zäune von Bauernhöfen... Darum ließen die Lords von ihren Dienern einfach die Zäune einreißen und die Bauernhäuser, Schweineställe und Felder zerstören, und danach gab es in England viele Schafe und genug Wolle und eine riesige Menge von Bauernfamilien, die keine Wohnungen und Backöfen und Schweine und Felder mehr hatten. Überall lagen die Bauern unter freiem Himmel herum, manchmal fingen und schlachteten und brieten sie sogar die teuren Wollschafe...

Richtige Verbrecher streunen um unsere Schlösser, schrieben die reich gewordenen Lords dem König, und die reich gewordenen Stoffhändler schrieben dem König, daß sie jetzt genug Wolle hatten, aber zuwenige Arbeiter, die daraus Stoff weben konnten.

Der König, der achte Heinrich, der zum Regieren auf dem englischen Thron saß, war ein ziemlich gemeiner, aber auch schlauer Kerl. Er ließ nicht nur jede Frau köpfen, die er gerade geheiratet hatte, sondern er legte auch die beiden Brief nebeneinander und sagte wie später der außerirdische Fernseh-Alf: „null problemo“. Er ließ seine Schreiber kommen und diktierte ihm zwei Gesetze. 1. Wer ein Schaf tötet oder seinem Lord ein Brötchen oder eine Wurst klaut, ist ein ganz schlimmer Verbrecher und muß aufgehangen werden. 2. Wer unter freiem Himmel schläft, ist auch ein ganz schlimmer Verbrecher und muß auch aufgehangen werden.

Diese Gesetze bekamen die Soldaten des Köngs mit, und eine Zeit lang hingen an allen englischen Bäumen englische Bauernfamilien, denen die Schafe der Lords und Stoffhändler die Bauernhöfe weggefressen hatten. Ein großes Jammern war unter den noch nicht aufgehangenen Bauern, wovon sie und wo sie denn dann leben sollten, und die Antwort war wieder ganz einfach. In den wenigen und kleinen Städten durften sie leben, und weil sie sich keine Brötchen mehr backen konnten und für das Brötchenklauen aufgehängt wurden, mußten sie sich in den Städten bezahlte Arbeit suchen: als Stoffweber - oder eben als Bäckergesellen, wie in unserem Beispiel.

Diese Zeit entdeckte Charly in den alten Büchern, als er wußte, wonach er suchen mußte, und seit dieser Zeit funktionierte dann das von ihm ausgerechnete Backstubenwunder.   

Deshalb, denke ich, kann man schon sagen, daß der Mörder immer der Bäcker ist. Oder besser umgekehrt: jeder Bäcker ist ein Mörder... Oder ganz genau: am Anfang des Backstubenwunders ist ein ganz großes Bauern-Morden gewesen, und nach dem hatten die paar Lords und die Reichen in den Städten noch ihre Fabriken und ihr Geld und die vielen ehemaligen Bauern nur noch ihre Arbeitshände und mordsmäßigen Hunger. Deshalb mußten die ehemaligen Bauern die etwas Reichen ziemlich reich und endlich unvorstellbar reich arbeiten, und mit den Jahren vergaßen die Bauern und ihre Kinder und Kindeskinder, daß sie einmal Bauern gewesen waren und warum sie eigentlich aus dem schönen Dorf weggezogen waren. Sie nannten sich Arbeiter und dachten, daß alles schon immer so beschissen gewesen war und bleiben würde...

...bis Hegel, der Philosoph mit den drei Vornamen, herausfand, daß alles Ewige gerade vorbeigeht, und bis Charly entdeckte, wann die Ewigkeit begonnen hatte und wie damit schlußzumachen war. 

Charly

Charlys Frühstücks-Idee

Von den Philosophen
Womit die Philosophen ihre Mäntel verdienen
Ob der Mensch nur ein zu großes Hähnchen ist
Warum die Athener den Philosophen Sokrates umbrachten
Platon und der Tyranno
Wie Platon frühstückte

Die Idee von der ordentlichen Unordnung

Fritze in Berlin
Der Philosoph mit den drei Vornamen
Hegels Kinder
Wie Charly und Fritze Freunde wurden
Was Charly und Fritze an Hegel so sehr gefiel
Von den Gesetzen
Ein Gesetz über den Holzdiebstahl
Was Charly und Fritze beim Bier einfiel

Die Gespenstergeschichte

Der Kommunismus
Wann und warum das große Teeglas überläuft
Caesar und die Kaiser
Der neue Caesar - das Geld
Aber... Aber?
Wo das Gespenst blieb

Die Idee vom Backstubenwunder

Von dummen Ideen in schlauen Köpfen
Wie man durch das Tauschen leben und reich werden kann. Oder nicht.
Einfache Merksätze über den Reichtum
Schaufensterbummel
Das Backstubenwunder
Der Mörder ist immer... der Bäcker!

Die Idee, unsterblich zu werden

Andere Köpfe mit anderen Ideen
Bakunin, der Grizzly
100 Tage Frühling
Die Idee, faul zu sein
... und kein Ende ...