Ob der Mensch nur ein zu großes Hähnchen ist

Für die Leute in Griechenland waren die Philosophen, egal ob sie ein bißchen reicher oder ein bißchen ärmer waren, immer irgendwie Spinner. "Die wohnen in Weinfässern und baden in Pfützen und so", hieß es. Und umgekehrt nannten die Philosophen ihre Nachbarn "Idioten", was damals noch nicht ein ganz so schlimmes Schimpfwort war, wie es das heute ist. Es bedeutete "Kerle, die immer nur kaufen und verkaufen, rumquatschen und rumsaufen, ohne über die Sterne und die Hunde nachzudenken".

Auch wenn sich die Philosophen untereinander zankten, über die anderen Leute waren sie sich einig. "Wer keiner von uns Philosophen sein will", sagten die einen, "der kann doch nur ein Idiot sein!" "Und der Chef von lauter Idioten", sagten die anderen und nickten heftig, "das ist der Chefidiot!" "Genau! Einen Staat regieren wollen, aber keine Ahnung von Philosophie haben..."

Manchmal passierte es freilich auch, daß die Philosophen beim Spazierengehen einem Sohn oder einer Tochter von Idioten den weggekullerten Ball zuschmissen. Oder sogar mitspielten. Und das fanden die Kinder der Idioten toll, daß sie überlegten: "Also dazu kommt Papa vor lauter Sklaven-Prügeln und Geldzählen nie... Wenn ich es mir richtig überlege, sollte ich lieber ein armer Philosoph als ein reicher Idiot werden!" Das passierte ziemlich oft, und ganz, ganz selten wurde so ein Kind später wirklich ein Philosoph.

Platon zum Beispiel war ein solches Kind. Seine Familie war eine der reichsten in Athen, und ein Onkel von ihm war sogar schon Minister gewesen, also beinahe Chef-Idiot. Sandalenputzen und Kinderzimmer aufräumen, das alles machten bei ihm die Sklaven, und deshalb langweilte sich Platon immerzu fürchterlich. So sehr langweilte er sich, daß er Gedichte und Theaterstücke schrieb, aber weil Platon nicht nur reich, sondern auch ziemlich schlau war, merkte er: die Gedichte waren schlecht. Zack, zerriß er die und langweilte sich weiter, bis einmal der Philosoph Sokrates des Weges kam.

Sokrates hatte zwar nie Geld, aber er war als Philosoph furchtbar berühmt, und Platon fand diese Berühmtheit toll. Also dachte er sich: wenn ich so reich wie Platon wäre, aber auch so berühmt werden würde wie Sokrates, das wäre schon was! Dann wäre ich ohne Zweifel der allerbeste Philosoph von Athen!

Deshalb lief Platon immerzu hinter Sokrates her und schnappte und schrieb das eine oder andere Wort des berümten Philosophen Sokrates auf.

Damals gab es in Griechenland noch kein richtiges Papier. Die Kassenzettel beim Einkaufen waren Tafeln mit feuchter Tonerde, und das Papier mußte teuer von den Ägyptern gekauft werden. Bis Platon beschlossen hatte, Philosoph zu werden, war das aber allen Philosophen zu teuer gewesen, und außerdem wollten sie ja, daß sich die Leute ihre Sprüche merkten.

Platon nun konnte es sich leisten, Papier für seine Philosophie zu kaufen, und deshalb wurde er der erste Philosoph, über den nicht nur Geschichten erzählt wurden. Es gibt viele Bücher und Briefe von ihm.

Schon das ist ziemlich wichtig an Platon, aber ihm war das noch nicht genug. "Wenn ich nicht nur Witze und Sprüche machen, sondern teure Bücher schreiben und verkaufen will", überlegte er, "dann muß ich da schon Sachen reinschreiben, die die reichen Idioten interessieren. Also lieber nicht, daß sie keine Menschen als Sklaven verkaufen, kaufen und benutzen dürfen. Eher im Gegenteil..."

Außerdem war es Platon auch seit seiner Kindheit gewohnt, für sich Sklaven springen zu lassen. Er als reicher Philosoph sollte seinen Nachttopf selber sauber machen?! Iiiiii, pfui Teufel!

So wurde Platon nicht nur der erste Philosoph, der Bücher schrieb, sondern auch der erste, der nicht mehr über so nützliche Dinge wie Olivenöl-Pressen nachdachte oder freche Witze über das hündische Benehmen der Menschen machte.

Er wollte in allem Ernst herausfinden und erklären, was das eigentlich sei, ein Mensch.

Heraus soll er zum Beispiel gefunden haben: "Der Mensch ist ein zweibeiniges, federloses Tier." Das schrieb Platon also auf, und weil es aufgeschrieben war, glaubten das die Idioten sofort: ein, zwei Beine hatten sie ja, und keine Federn!

Da half dem armen Philosophen im ausgetrunkenen Weinfaß auch nicht, daß er einen Hahn fing, ihm die Federn ausrupfte und ihn wieder laufen ließ: "Da, ihr Idioten! Da habt ihr Platons Menschen!"

Das sei schon ein guter Witz, sagten ihm die Athener, und das würden sie sich ja gern für alle Zeiten merken, daß er der gemeinste und witzigste Mann der Stadt sei. Aber Philosophie, so sagten vor allem die Idioten , die sich Platons Bücher gekauft hatten, habe mit wichtigeren Fragen zu tun und müsse vor allem ordentlich aufgeschrieben sein.

Charly

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