Nele begrüßte Thyl wie eine müde Kannibalin gähnend, aber in BH und Slip in Weiß,  die Nägel rot lackiert,  mit einem neuen Spray parfümiert. Mitten in der Woche konnte er das um diese Zeit nicht mehr erwarten.

“Nicht mal, mal der weiße Plantagenbesitzer zu sein, sollt Ihr Euch verkneifen müssen, Massa Thyl!” 

“Aber doch nicht nach Besoffene Pferde auf pilzkranker Wiese”, sagte Thyl. Er schmatzte und sabberte schon beim Anblick und beim Riechen Neles, beim Seitenblick auf das frisch bezogene Bett. Die Spiegeleier auf magerem Speck roch und sah er erst jenseits  des Schlafzimmers. “Danach sind wir vom falschen Lenin bis zum letzten West-Touristen an proletarische Sittlichkeit gewöhnt und ganz revolutionre Spruchblasen! Und du...? Du bist zum Ersten Totengräber befördert worden? Haben wir den hundertsten Geburtstag von Häuptling Site... Na, du kennst ihn ja!”

“Sihetekela”, stöhnte Nele. “Allmählich könntest du die Namen meiner nächsten Verwandten aber mal behalten!”

Nele wartete,  bis Thyl saß, ließ ihn den Kostehappen kauen und goß ihm demütig ein teueres Bier in das geklaute Halbliter-Glas. “Heute geht mir einfach dein Wohl über alles. Heute tanze ich für dich auf dem Tisch,  heute schmiere ich mich mit Zahncreme  weiß, wenn du willst!  Heute...”

„...und morgen ist ein anderer Tag,  klar, ja”, sagte Thyl und rührte mit einem Weißbrot-Stückchen im Gelb-Ei. “Du veranstaltest das wegen diesem Zwei-und-Drei-Zauber, richtig?  Ja,  bist  du denn...?”

“Im  Kopf verpilzt”,  fauchte Nele. Thyls weiße  Backpfeifen-Vernunft ließ noch Neles proletarische und schwarzen kleinen Zehen aufzucken. Das sollte dieser Albino nicht glauben,  daß  sie ihn  nur seiner blaßblauen Augen wegen fütterte,  daß  ihr  seine mitteleuropäische  Hitze alle Sorgen um die Welt ausbrannte. “GV mit Geisteskranken ist aber strafbar”, ging Nele zum Gegenangriff  über. “Wenn nicht sogar unmoralisch!”

Thyl versuchte mehrmals, Neles Hand zu haschen, dann zog er selbst ein beleidigtes Gesicht.  Er kaute nur noch langsam,  kam aber doch nicht um eine Entschuldigung herum.

“Daß alles nur relativ ist”,  begann er kleinlaut und philosophisch, “oder eine Revolution in Deutschland, in Deutschland und im November, waren auch nur fixe Ideen. Und trotzdem würde ich weder von Einstein noch von Rosa Luxemburg...  Du,  hat es  nicht geklopft?”

Nele sah auf die Armbanduhr. “Wenn,  dann ist das ein verfrühtes Gespenst.  Der Geist von Frank Seidel.  Oder das Gespenst des Kommunismus?”

Da sich der Wasserwirtschaftler kaum und im Dunkelen schon gar nicht zu ihr herauf wagen würde, rechnete Nele recht fest mit dem zweiten Mann in ihrem Trio.

Sie hatte Lamme nach Feierabend vor dem  Proletarier-Schließfach aufgelauert, und während sie mit ihm harmlos geblödelt und ihr knappes Leoparden-T-Shirt noch straffer gezogen hatte, waren sie beide durch eine verräterisch schaukelnde Gardine beobachtet worden.  Nach ihrem Überschlag hätte Nele noch ein paar mal anrufen müssen, als Lammes schwarzes Schmusekätzchen, heißes Brikett und verdorbene Kakaobohne.  Sie wollte ihren weißen  Bürstekater, himmlischen  Wolkenbruch und verdorbenen Maiskolben verlangen, aber daß die Dame Ines Lammert einen anderen  Überlaufpegel  für ihre Eifersucht hatte, war ja gut möglich.

“Ein Schafshund ist kein Fußabtreter, du Hegel”,  ärgerte Nele Thyl und zerrte ihm Lord Baskerville von den Füßen.

Die Dame und Sadistin konnte ebensogut selbst aufgekreuzt sein, ein schon blutiges Brotmesser in der schmalen weißen Hand.

“In der 17 und wahrscheinlich in ganz Marzahn II gibt es keinen Bezirksschornsteinfeger, du Aas!” Ohne eine Erlaubnis abzuwarten, stellte Klaus Lammert seinen alten Koffer an Nele vorbei in den Korridor. “Da habe ich an einen superblöden Vorwand und an eine überdeutliche Absicht denken mssen.”  Er drehte sich  noch einmal  um und wuchtete einen verschnürten Stapel Bücher in  die Wohnung. “Kochen mußt du übrigens nicht können!”  Klaus Lammert faßte Nele an den Oberarmen,  und das Nele und Lord  Baskerville die Zähne zeigten, beeindruckte ihn nicht.

“Es ist der Geist von Hamlets Kater”, sagte Thyl,  zur Rettung unterwegs.

Sofort zitterten Klaus Lammert die Hände. “Aber das... Das ist doch... Das ist ja... Ja, seid ihr denn total bescheuert?”

Klaus Lammert hätte den lockenden Körper, der ihn die Frau und zwei Kinder gekostet hatte, auch gegen Muhammad Ali  verteidigt, aber natürlich konnte er ihn weder gegen ein Geist noch gegen den besten  Freund behalten.  Nur seine Hände klebten weiter an Neles nackten Armen.

“Total bescheuert müßt ihr sein!”

“Nein, drei sind wir jetzt”, triumphierte Nele, “Der Einzige Feind!” Nele faßte Lamme an der locker  gebundenen  Krawatte, schubste Thyl mit  der Hüfte zurück in die Küche und war endlich mit gleich zwei Kerlen allein, die sie gleichermaßen vergewaltigt hatte. Sie fühlte sich mindestens wie Jane Bond.

Das Letzte; Pharao;
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Commune; Geil;
Knutschen; Kapital;
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Woman; Mordsleute;
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Jesus; Thyl;
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Autsch; Platon;
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Tauben; "Arche";
Huacsar; Ratte;
Sihetekela; Lesbe;
Steaks; Giordano;
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Nebuk...; Chesus;
Lennon; Dr. Schwarz;
Towarisch; Afrika;