Thyl erläuterte der Strategie-Kommission eben, wie er sich die allmähliche Ersetzung der Hühnereier durch gebrauchswerterhöhte Wachtel-Halbeier mit Kaviarauflage vorstellte, als die Sekretärin des Forschungsdirektors in den Beratungsraum schlich.

“Saudiarabien”, wisperte sie und zeigte mit dem Finger auf Thyl. “Oder Kuala Lumpur oder so... Auf jeden Fall ganz schwer zu verstehen.”

“Stellen Sie sich den erhöhten Schauwert der Kaufhallen vor”, argumentierte Thyl noch von unterwegs weiter. “Statt der Schaumstoffkästen Alu- und Klarsichtfolie. Auf jedem KIM-Platz bekämen wir drei oder vier Wachteln unter, und wir täten etwas für den Erhalt einer vom Aussterben bedrohten Art. Aber jetzt...”

Den Störgeräuschen nach kam der Anruf aus der tür- und scheibenlosen Zelle am heimischen S-Bahnhof, von der aus sie alle wichtigen Gespräche führten. Nachdem er das herausgehört hatte, identifizierte Thyl auch noch das Schniefen und Hochziehen des krankgeschriebenen Lamme.

“Saudiarabien”, flunkerte Thyl den Kollegen durch die offen gebliebene Tür vor. “Sie wollen unsere Schweine-Filets in Rotweinsoße bestellen, soweit ich ihr Deutsch verstehe.”

Endlich hatte Lamme die Nase frei genug für den Notruf. “Du mußt sofort kommen”, keuchte er. Irgendein Häuptlingssohn will Nele verführen, sich entführen zu lassen.”

“Ich glaube nicht, daß ich hier so einfach wegkann”, sagte Thyl und sah zufrieden, daß sich der Stellvertretende Generaldirektor für Absatz die Haare zu raufen begann. Der Forschungsdirektor malte ein Dollar-Zeichen in die Luft, und bezüglich der Ausgaben schüttelte er den Kopf. Zum Zeichen für die Einnahmen zuckte Thyl die Schultern, und sofort nickten beide Direktoren. “Aber in einer Stunde könnte ich mich mit Ihrem Berliner Vertreter treffen. Und Allah beschere Ihnen weiterhin Gesundheit, Herr Minister.”

Tatsächlich war es nur der Neffe eines Ministers, aber er hatte Nele ein Kilo Mon-Cherri-Pralinen und zwei Flaschen Whisky mitgebracht und bereits alle ihre Bedenken zerstreut. Ein Loch wie das ihre fände sie in Luanda allemal, obwohl sie als Tochter eines Märtyrers nicht danach suchen mußte, und die Hauptstadt war weiter fest in der Hand der MPLA. Ohne Autos und Duschen, ordentliche Ernährung und einen kräftigen Beratungsschluck kam ja schließlich keine Regierung der Welt zu irgendetwas.

“Und sieht er nicht toll aus”, fragte Nele begeistert.

“Sihetekela”, stellte sich der Knabe vor, der in seinem Botschafteranzug Thyls Referenten-Kostüm um drei Preisklassen schlug. “Mutter von Vater Hangalo war auch Mutter von Vater Vater mein. Nun Außenminister kam Vater mein und sagte: Hangalo ist Märtyrer nun, Sihetekela holen Tochter von Hangalo.” Sihetekela gab Thyl ein mit Whisky gefülltes Senfglas. “Ich werde in der befreundeten Deutschen Demokratischen Republik Marxismus-Leninismus studieren, die wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse und ihrer Partei. Wegen Sie ich schreiben Vater und Minister morgen, okay?”

Lamme, der in der rechten Sofa-Ecke saß, putzte sich lautstark und ausdauernd die Nase, Dann meldete sein erhobener Zeigefinger die Rede an, vor der er allerdings noch einen Schluck brauchte.

“Alles, alles wirst du bedacht finden”, näselte Lamme. “Aber haue nur ab! Laß dir nur am Swimming pool und unter Palmen von ihr oder von ‘ner noch Schwärzeren die Eier schaukeln! Ich jedenfalls komme nicht mit! Nicht für die Stelle des Chefkochs beim Präsidenten! Rette ich die Welt hier eben alleine, falls da überhaupt noch was zu machen ist. Und Ines, Ines wird sich darüber bestimmt auch freuen!”

“Dicke Freund auch mitnehmen”, fragte Sihetekela und kratzte sich die original afrikanischen Locken so knisternd, daß Nelke neidisch aufseufzte. “Ich schreibe auch das. Wird gehen, ich denke. Wir sein doch alle companheiros, nicht?”

Thyl streichelte Nele die weicheren Locken. Frisch gewaschen, mit Spray versteift und in Ostdeutschland reichten diese Locken schon für einen kleinen Black- Power-Heiligenschein, und Thyl war sicher, daß Nele den Teppichplatz neben ihm auch dem revolutionärsten Daunenkissen vorzog. “Das ist doch ganz unwahrscheinlich, daß man uns, daß man nur Nele rausläßt”, versuchte Thyl, Lamme zu beruhigen.

 Nele kniete sich hin, nahm die alte Militärmütze ihres Vaters vom Couchtisch und enthüllte Thyl so das größte Geheimnis und Wunder. Auf der fleckigen Tischplatte lagen ein portugiesisch gedruckter Paß mit ihrem eingenieteten Jugendweihebild und ein ausgefülltes Interflug- Tickett.

Das Letzte; Pharao;
Am Anfang; Vögelchen;
Nackt; Indianer;
Stalin; Kapitalisten;
Pinguinhahn; Chefarzt;
Hartmutchen; Persien;
Commune; Geil;
Knutschen; Kapital;
Kamel; Frühling;
Iljitsch; Weiß;
Philo; Sie Idiot;
Magenkrebs; Nele;
Königin; Grieche;
Elefant; Robin Hood;
Woman; Mordsleute;
Bulgarien; Marx;
Döbeln; Witwen;
Leopard; Senf;
Jesus; Thyl;
Hunde; Lamme;
Autsch; Platon;
Flußpferd; Saudis;
Tauben; "Arche";
Huacsar; Ratte;
Sihetekela; Lesbe;
Steaks; Giordano;
Linke; Das Recht;
Miststück; Sartre;
Genosse; Libre;
Nebuk...; Chesus;
Lennon; Dr. Schwarz;
Towarisch; Afrika;