Nur Häuptling Sihetekela saß noch in dem kleinen Wagen, der am Vortag erobert worden war und vom Stabsgefreiten Schmidt (Königsberg) gelenkt wurde. Häuptling Mandume war längst abgesprungen und in einem der Menschenhaufen verschwunden, die sich im Vorfeld des Forts noch immer anbrüllten, anfielen und niedermetzelten. Die einen Cuamato und Cuanhama taten es, weil sie nach der Männlichkeit der Portugiesen stanken. Die anderen waren dabei, weil ihnen der Überraschungssieg und der Titel Deutscher Neger verheißen war, und natürlich fürchtete jeder Einzelne Speer, Messer und Hinterlist jedes anderen. Schüsse fielen kaum.

Nur eine Handvoll Portugiesen hatte im Fort ausgehalten, gerade genug, um die Bausklaven einzuschüchtern und zu hindern, zu ihren Brüdern unter der schwarzweißroten Fahne überzulaufen. Diese wenigen Christen hatten sich sofort ergeben, als die weißen, die deutschen Deutschen es von ihnen verlangten und sie in den Schutz einer ordentlichen Kriegsgefangenschaft nahmen.

Mit den Deutschen aber war ein Trupp Cuanhama an die Palisaden vorgedrungen und hatte sich die Frauen erobert, die ihren Männern den Nahrungstribut der Dörfer gebracht hatten. Häuptling Hauptmann ließ seine schwarzen Stiere gewähren, weil Brunst- und Wehgeschrei seine Kämpfer zu mehr Eifer anfeuerte, und er belächelte besonders seinen Gedanken, die schwarzen Könige der Könige wie echte Monarchen über das Abschlachtfeld ihrer Völker karren zu lassen.

“Weiß Gott, ich mag sie nicht und kann die feindlichen auch nicht von unsern Negern unterscheiden”, brabbelte Schmidt (Königsberg), während er die Pferde so lenkte, daß sie nie mehr Menschen überrannten, als der Wagen problemlos überrollen konnte. “Aber selbst wenn sie nur halbe Menschen wären... Selbst wenn nur zehn schwarze Ärsche soviel wert wie einer von uns sind: scheußlich viele zerhackte Brüder!”

Er wußte, daß im fernen Europa der Erbfeind, das perfide Albion und der Blutzar über Ostpreußen hergefallen waren, und immer wenn der Wagen auf seinen Runden am Weiber-Schlachtefeld vorüberkam, ertrank Schmidt (Königsberg) geradezu an seinem Speichel. Die schwarzen Potenzbrocken wissen eben nicht, was für Krankheiten ihre Zitzenritzen so haben, versuchte er, sich ruhig zu denken. Trotzdem dachte er sabbernd und heulend jedes Mal daran, daß seine Verlobte vielleicht zur selben Zeit ebenso unter einem Rudel Kosaken zappelte und wimmerte.

Auf der vierten Runde riß Schmidt (Königsberg) die Zügel so brutal, wie ein gelernter Droschenkutscher eigentlich nie war und sein durft. Der Wagen kam zum Stehen.

“Na, du Affenprinz? Du nackte Exzellenz...”

Schmidt (Königsberg) hätte alles mitgemacht. Er hätte mitgetan oder wäre wie Jesus dazwischen gegangen, hätte ihn der Elefant des Ostens nur verstanden und zu irgendetwas eingeladen.

Häuptling Sihetekela hatte keine Vision. Er sah mehr Wald abgebrochen und zur Zwingburg der Kümmerlinge verbaut, als sein Stamm zu Jahren der Jagd brauchte. Er hatte unter dem Kommando deutscher Kümmerlinge Bruder gegen Bruder geführt, und obwohl er der König aller Cuamato-Könige war, hatte er nicht einmal drei wohlmeinende Witwen vor der Erschießung retten können. Mehr sah Häuptling Sihetekela nicht. Erst als er so aufbrüllte, daß der Kriegslärm für einen Augenblick verstummte, begriff er, warum er auf die Lederpolster der Kutsche gestiegen war und sich wie einen Ochsenfrosch aufgeblasen hatte.

“Afrika”, brüllte Häuptling Sihetekela, und nur ein so erfahrener Kutscher wie Schmidt (Königsberg) konnte nach einem solchen Schrei zwei Pferde halten. “Menschen”, brüllte Häuptling Sihetekela, um den Krieg endgültig niederzuschreien. “Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit!”

Da gingen selbst Schmidt-Königsberg die Pferde durch, und der Wagen fuhr Häuptling Sihetekela unter den Füßen weg.

Hinter dem Wagen her aber floh die unbesiegbare Armee Häuptling Kaiser Wilhelms, und in der folgenden Nacht nahm Häuptling Sihetekela Kimpa, eine Schwester Häuptling Mandumes, wirklich zu seiner vierzehnten, besten und letzten Frau. Während Kimpa mit Mann und Bruder, Cuamato und Cuanhama über die rauchenden Trümmer der Forts Nalueke, Otoquero, Damequero, Dom de Braganca, Rocadas, Huila, Humbe, Mongua, Cafu Quitve, Mulondo und Evale zog, wurde sie immer runder, und Kimpa und Häuptling Sihetekela nannten den runden und zuckenden Bauch schon immer den Häuptling Hangalo, den Befreier Angolas.

Am 20. August 1915 besiegten 8000 Portugiesen, 16 Maschinengewehre und 8 Kanonen die Aufständischen, und Häuptling Sihetekela erfuhr nicht mehr, daß ihm in diesem August eine Tochter geboren wurde. Erst die Tochter dieser Tochter konnte Häuptling Hangalo wiederauferstehen lassen, und als Hangalo Carvalho eroberte er in der früheren Hauptstadt Kaiser Wilhelms auf wunderbare Weise einen Dachboden und erzählte der schönen Sieglinde seine Familiengeschichte.

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